(ots) - Eine Schulklasse ist wie die Gesellschaft im
Kleinen, und Lehrer sind wie Seismografen: Was in einem Land
passiert, bekommen sie hautnah mit und ab. So wie den Zustrom von
Flüchtlingen, der die Bundesländer, Kommunen und Schullandschaft vor
eine harte Belastungsprobe stellt. Deshalb sollten die Klagen der
Lehrergewerkschaft in der Forsa-Umfrage nicht einfach als das übliche
Klientelgestöhne abgetan werden. Wenn die Lehrer mehr Personal für
die Integration von Flüchtlingskindern anmahnen, spiegeln sie die
Erfahrungen aus der Praxis wider.
Mag sich die Politik in diesem Punkt damit rechtfertigen, selbst
überfordert zu sein, sind andere Probleme hausgemacht. Wer digitales
Lernen fordert und sich Inklusion auf die Fahnen schreibt, muss für
eine ausreichende technische und personelle Ausstattung sorgen. Wenn
nicht, wird er unglaubwürdig. Das gilt für Unternehmen genauso wie
für Landesregierungen.
Weil hohe Anforderungen und reale Bedingungen auseinanderklaffen,
sinkt die Attraktivität des Lehrerberufes. Der Markt sei leergefegt,
beklagt die Gewerkschaft VEB. Das ist ein Alarmzeichen. Wir brauchen
hochmotivierte Lehrer, denn sie sind nicht nur Seismografen, sondern
auch wichtige Gestalter in der Gesellschaft.
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Andreas Kolesch
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