(ots) - Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken
behaupten sich weiterhin erfolgreich am Markt. Die Bilanzsumme der
273 Institute stieg im Verlauf des Jahres 2015 um 4,1 Prozent (5,7
Mrd. Euro) auf 146,8 Mrd. Euro. Das war die höchste Zuwachsrate seit
dem Jahr 2010, wie der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) bei der
heutigen Bilanzpressekonferenz bekannt gab.
Kreditvergabe an Privat- und Firmenkunden erneut ausgeweitet
Das Kreditgeschäft der bayerischen Kreditgenossenschaften
entwickelte sich 2015 wie schon in den Vorjahren erfreulich. Mit
einem Plus von 5,0 Prozent (4,1 Mrd. Euro) auf 87,3 Mrd. Euro
weiteten sie ihre Ausleihungen deutlich stärker aus als die deutschen
Banken insgesamt (+1,9 Prozent). Im Privatkundengeschäft belief sich
der Zuwachs auf 5,6 Prozent (2,3 Mrd. Euro), das Kreditvolumen
erhöhte sich auf 43,3 Mrd. Euro. Im Firmenkundengeschäft stieg das
Kreditvolumen um 4,6 Prozent (1,8 Mrd. Euro) auf 41,1 Mrd. Euro an.
Hier lag der Marktanteil vorläufigen Zahlen zufolge bei 19,3 Prozent.
Das Einlagengeschäft verlief ebenfalls positiv. Mit einem Plus von
4,7 Prozent (5,2 Mrd. Euro) verzeichneten die Banken einen spürbaren
Anstieg der Kundengelder. Insgesamt hatten ihnen die Kunden zum
Jahresende 115,1 Mrd. Euro anvertraut. Der Marktanteil bei den
Kundeneinlagen belief sich gemäß vorläufigen Zahlen auf 19,0 Prozent.
Ergebnis liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt
Die Ertragslage zeigte sich 2015 robust. Die Zinsspanne
verringerte sich um 1,4 Prozent (45 Mio. Euro) auf 3,19 Mrd. Euro.
Einem stärkeren Rückgang aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB
wirkten die Kreditgenossenschaften mit dem Kreditwachstum entgegen,
wie GVB-Vorstandsmitglied Alexander Büchel bei der Vorlage der Zahlen
erklärte. Zugleich weiteten die Banken ihr zinsunabhängiges Geschäft
aus: das Provisionsergebnis verbesserte sich um 6,7 Prozent (59 Mio.
Euro) auf 929 Mio. Euro.
Die Betriebskosten nahmen um 2,3 Prozent (60 Mio. Euro) auf 2,63
Mrd. Euro zu. Ursachen dafür waren unter anderem die wachsenden
Regulierungsanforderungen und tarifvertraglich vereinbarte
Gehaltssteigerungen. Außerdem mussten die Institute erstmals die
europäische Bankenabgabe abführen, wofür rund 7 Mio. Euro anfielen.
Unterm Strich erwirtschafteten die bayerischen Volksbanken und
Raiffeisenbanken 2015 ein bereinigtes Ergebnis vor Ertragssteuern in
Höhe von 1,30 Mrd. Euro. Das sind 12,8 Prozent (192 Mio. Euro)
weniger als 2014. "Dennoch liegt das Ergebnis wie in den letzten
sechs Jahren immer noch deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 2001
bis 2014 von rund 850 Mio. Euro", so Büchel. Damit können die
bayerischen Genossenschaftsbanken ihre Kapitalbasis weiter stärken.
Zum Jahresende wiesen die Institute eine komfortable Kernkapitalquote
von 14,3 Prozent (2014: 13,4 Prozent) aus.
Keine Gleichmacherei der Geschäftsmodelle von Banken
"Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken sind dauerhaft
erfolgreich. Auch das Geschäftsjahr 2015 ist insgesamt positiv
verlaufen", kommentierte GVB-Vorstand Jürgen Gros. Zugleich warnte er
vor regulatorischen Maßnahmen auf europäischer Ebene, die das
funktionierende Geschäftsmodell der Regionalbanken infrage stellen.
"Wir erleben einen neuen Zentralismus", sagte Gros mit Blick auf die
Vorschläge der EU-Kommission für eine europäische Einlagensicherung.
Die Idee sei gefährlich, da sie zu einer Vergemeinschaftung der
ungleich verteilten Bankrisiken in Europa führe. Zudem würde damit
der bewährte nationale Sparerschutz in Deutschland faktisch
abgeschafft.
Neben dem Trend zur Zentralisierung kritisierte Gros die
überhandnehmenden Eingriffe in die Geschäftspolitik der
Regionalbanken und ihrer Kunden. "Dieser Dirigismus begrenzt die
unternehmerische Freiheit. Und das auch dort, wo Geschäftsmodelle
nachweislich solide und erfolgreich sind", so der GVB-Vorstand. Als
Beispiel nannte er die von der EU-Kommission geplante
Kapitalmarktunion. Sie zielt darauf ab, die Unternehmensfinanzierung
stärker auf den Kapitalmarkt zu verlagern - obwohl kleine und
mittlere Unternehmen in Deutschland traditionell Bankkredite
bevorzugen.
"Die Entwicklung geht in eine falsche Richtung", sagte Gros.
"Zentralismus und Dirigismus in Europa befördern eine Gleichmacherei
der Geschäftsmodelle von Banken." Dadurch würde jedoch nicht mehr,
sondern weniger Finanzstabilität geschaffen. Der GVB spricht sich
deshalb für eine strengere Qualitätskontrolle in der
Finanzmarktregulierung aus. Gros begrüßte, dass EU-Kommission,
Europäisches Parlament und Bundesfinanzministerium sowie Bundestag
erste Schritte in diese Richtung unternommen haben. Mit Nachdruck
forderte der Verbandsvorstand: "Wir brauchen Rahmenbedingungen, unter
denen die Genossenschaftsbanken in Bayern auch in Zukunft ihre
Aufgaben als Finanzdienstleister für Sparer, Mittelstand und die
Wirtschaft erfüllen können."
Weitere Informationen zur Bilanzpressekonferenz:
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Der Genossenschaftsverband Bayern e.V. (GVB) vereint unter seinem
Dach 1.291 genossenschaftliche Unternehmen. Dazu zählen 273
Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie 1.018 ländliche und
gewerbliche Unternehmen mit insgesamt rund 52.000 Beschäftigten und
2,9 Millionen Mitgliedern. Damit bilden die bayerischen
Genossenschaften eine der größten mittelständischen
Wirtschaftsorganisationen im Freistaat. (Stand: 31.12.2015)
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