PresseKat - Lausitzer Rundschau: In der Beck-Falle Die Grünen müssen sich um ihren Wahlkampf sorgen

Lausitzer Rundschau: In der Beck-Falle

Die Grünen müssen sich um ihren Wahlkampf sorgen

ID: 1329073

(ots) - Die harsche Reaktion von Baden-Württembergs
Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigt, wie sehr der Fall Beck
den Grünen den Wahlkampf verhagelt. Bislang lief es für Kretschmann
prima im Ländle, seine Partei hat selbst die CDU in Umfragen knapp
überholt. Wenn jetzt der Drogenvorwurf gegen Volker Beck dazu führen
sollte, dass sich der Blick auf die Grünen wieder verschiebt, dann
könnte das Kretschmanns Wahlerfolg gefährden. Denn eines ist doch
klar: Der Absturz des prominenten Bundestagsabgeordneten ist dazu
geeignet, alte Ressentiments gegen die Grünen wieder ans Tageslicht
zu fördern. Je enger das Rennen ist, je näher der Wahltag
13.März rückt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass
der politische Gegner auf dieser Anti-Grünen-Klaviatur spielt. Und
die klingt wie folgt: Typisch Ökopaxe, wissen alles besser, sind aber
selbst keine besseren Menschen. Wollen andere mit Veggie Days
zwangsbeglücken und den Umgang mit Drogen liberalisieren wie einst
zur Zeit der Parteigründung die Pädophilie. Ehrbare Bürger, Vorsicht
vor dieser Partei! Das muss nicht verfangen, kann aber. Der Fall ist
damit ein Fall zur Unzeit, weil er Wähler verunsichern könnte. Die
Grünen stecken in der Beck-Falle. Kretschmann hat mit seiner Person
und seiner Politik viel dafür getan, dass sich seine Partei nicht nur
in Baden-Württemberg, sondern auch im Rest der Republik in der
bürgerlichen Komfortzone etablieren konnte. Mit seiner knurrigen,
eher konservativen Art wildert der Ministerpräsident sogar im Revier
strammer CDUler, was für einen Wahlerfolg im Ländle allerdings auch
unabdingbar ist. Nur mag man es speziell in diesem Lager überhaupt
nicht, wenn Werte hochgehalten und propagiert werden, an die man sich
selbst nicht hält. Deswegen muss Kretschmann, müssen die Grünen
insgesamt den offenkundigen Drogenmissbrauch Becks so fürchten - und




sich so massiv distanzieren. Es geht für sie um viel. Bleibt
Kretschmann Ministerpräsident, wäre dies auch für die Bundestagswahl
2017 ein strategisches Signal, das die Partei wählbarer machen
könnte. Bleibt er es nicht, könnte den Grünen die alte Konfrontation
ihrer Flügel neu ins Haus stehen. Und zwar mit Vehemenz. Freilich
gilt auch: Beck ist ein Einzelfall. Er scheint sich selbst verloren
zu haben in den Turbulenzen des hektischen und kräftezehrenden,
politischen Alltags in Berlin. Abseits der strafrechtlichen Relevanz
seines Handelns kann man dies auch bedauern. Wahr ist gleichwohl,
dass der 55-Jährige als Politiker eine Eigenschaft an den Tag gelegt
hat, die er mit einigen seiner Kollegen teilt - die der Rechthaberei.
Mag sein, dass der Beruf des Politikers und des Abgeordneten diese
Attitüde mit sich bringen kann oder fördert. Nur läuft man dann eben
auch Gefahr, besonders tief zu fallen. Wie jetzt Volker Beck.



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Datum: 03.03.2016 - 20:21 Uhr
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