(ots) - Vor einem Jahr noch Erstligist, nicht mal zwölf
Monate später ein Klub, der am Abgrund zur 3. Liga steht - die
Geschwindigkeit des tiefen Falls kann aber nicht wirklich
überraschen. Der nahezu totale Ausverkauf nach dem Erstliga-Abstieg
im Sommer 2015 war für den SC Paderborn der Einstieg in den
Fahrstuhl, die Verpflichtung des Trainer-Neulings Stefan Effenberg
der Knopfdruck nach unten. Wer einen ehemaligen Weltklassespieler ins
fußballerisch noch immer provinzielle Paderborn holt, muss wissen,
was passiert. Dieser Mann zieht die gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
Der Verein gibt das Heft des Handelns aus der Hand. Das geht gut,
wenn es sportlich läuft. Strafbefehle oder Lizenz-Probleme können
als Petitesse abgetan werden. Auch die verfehlte Aufsichtspflicht
eines Cheftrainers bei einem bekannten Problemfall wie Nick
Proschwitz fällt bei einem Verein im oberen Tabellendrittel weniger
ins Gewicht. Doch es lief eben nicht nur neben dem Rasen (zu) viel
schief, es lief auch auf dem Platz nicht viel zusammen. Nur der
Blitzstart mit zwei Siegen im Oktober 2015 machte Hoffnung. Danach
durfte sich Effenberg eine Erfolglosserie erlauben wie sie der
Klub-Boss Wilfried Finke keinem anderen Trainer zugestanden hätte.
Effenberg und der SCP - das passte nicht. Deshalb hätte dieser
Schnitt bereits zur Winterpause erfolgen müssen. Schon da war klar,
dass der Trainer-Novize als Einsteiger beim Absteiger mit der
Aufgabe genauso überfordert ist, wie der SCP im Umgang mit einem
Star als Trainer. Der Zickzack-Kurs mit Ultimatum, Jobgarantie und
Rauswurf war in der Außendarstellung ebenfalls verheerend. Jetzt muss
es René Müller richten. Der hat keine Zeit, er muss auf Anhieb
liefern: Alle Heimspiele gewinnen und noch mindestens ein
Auswärtsspiel - das könnte so gerade für das Klassenziel
reichen. In der Summe wären das 18 weitere Punkte. 19 hat der SCP
jetzt und dafür brauchte es 24 Anläufe. Ein Vergleich, der zeigt,
wie aussichtslos diese Mission eigentlich ist. Deshalb braucht der
SC Paderborn auch viel Glück. Bei aller Kritik an Stefan Effenberg
- das lief ihm in seiner Amtszeit nicht hinterher. Nur ein
Beispiel: Von den sechs Spielen unter seiner Regie, die Remis
endeten, hätte der SCP vier für sich entscheiden müssen. Das wären
acht Punkte mehr und Effenberg säße bei allen Verfehlungen
garantiert auch am Samstag auf der Bank.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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