(ots) - Die 1.021 deutschen Genossenschaftsbanken haben im
Geschäftsjahr 2015 einen vorläufigen Jahresüberschuss nach Steuern
von 2,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit hielten die Institute
auch unter widrigen geldpolitischen und regulatorischen
Rahmenbedingungen das hohe Niveau ihrer Ergebnisse vom Vorjahr (minus
0,8 Prozent) und konnten im Kundengeschäft weitere Marktanteile
hinzugewinnen.
Ihre erfolgreiche Entwicklung im Kreditgeschäft setzten die
Volksbanken und Raiffeisenbanken fort und wuchsen um 4,8 Prozent auf
505 Milliarden Euro. Auf der Einlagenseite legten sie um 4,5 Prozent
auf 608 Milliarden Euro zu. Die aggregierte Bilanzsumme aller
Genossenschaftsbanken erhöhte sich im Berichtszeitraum um 3,8 Prozent
auf 818 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitglieder stieg nochmals um
netto 258.000 auf 18,3 Millionen.
Im Vorfeld der anstehenden Ratssitzung der Europäischen
Zentralbank (EZB) fordert der Präsident des Bundesverbandes der
Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, die
EZB zu mehr Geduld auf: "Kurzfristigen geldpolitischen Reflexen
nachzugeben, schadet letztlich dem Ruf der EZB und der Wirksamkeit
ihrer Instrumente", so Fröhlich, "der Eindruck drängt sich auf,
EZB-Präsident Mario Draghi betreibe Geldpolitik mit der Brechstange."
Die Instrumente der EZB hätten sich nahezu abgenutzt. Schon das
großvolumige Anleihekaufprogramm vom Januar 2015 habe wenig gebracht.
Fröhlich: "Die geldpolitischen Schleusentore sind so weit geöffnet,
dass die Ankündigung von noch mehr Liquidität die Stimmung an den
Finanzmärkten nicht mehr lange bewegen wird. Mit ruhiger Hand könnte
die EZB mehr Glaubwürdigkeit demonstrieren."
Mit Blick auf die derzeit in Brüssel diskutierte
Vergemeinschaftung europäischer Einlagensicherungssysteme warnt der
Vorstand des BVR vor negativen Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft:
Eine solche Vergemeinschaftung ermögliche es den Mitgliedsstaaten,
Risiken aus dem nationalen Bankensektor und aus öffentlichen
Haushalten trickreich auf die europäische Ebene zu verlagern.
Angesichts hoher Quoten von notleidenden Krediten in einer Reihe von
Ländern und der Tatsache, dass es nach wie vor große
landesspezifische Staatsanleiheportfolios in den nationalen
Bankensektoren gibt, könne aber auch ein europäischer Sicherungsfonds
schnell überfordert werden und die Absicherung von Sparerinnen und
Sparern in allen Ländern gefährden.
Marktanteilsgewinne
Bei den deutschen Genossenschaftsbanken wuchsen die Kreditbestände
an Firmenkunden (nichtfinanzielle Unternehmen und Selbstständige) um
4,7 Prozent auf 220 Milliarden Euro. Der Marktanteil vergrößerte sich
um 0,6 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent. Die Kredite an Privatkunden
stiegen dank einer hohen Nachfrage nach langfristigen
Baufinanzierungen verglichen mit dem Vorjahr um 4,8 Prozent auf 264
Milliarden Euro. Der Marktanteil stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 23,7
Prozent. Auch die Kundeneinlagen legten deutlich zu. Insgesamt
steigerten die Genossenschaftsbanken ihre Einlagenbestände um 26
Milliarden Euro oder 4,5 Prozent auf 608 Milliarden Euro im Vergleich
zum Vorjahr.
Hohe Ergebniskontinuität
Das rege Kundengeschäft konnte den erwarteten Rückgang bei den
Zinsmargen mehr als ausgleichen. So sank zwar der Zinsüberschuss
aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsen um 0,4 Prozent auf 17
Milliarden Euro, während der Provisionsüberschuss aber um 5,1 Prozent
auf 4,5 Milliarden Euro stieg.
Der Verwaltungsaufwand legte um 2,9 Prozent auf 14,6 Milliarden
Euro zu. Die Personalaufwendungen schlugen mit 8,9 Milliarden Euro zu
Buche - ein Zuwachs von 3,7 Prozent. Dabei sank der Personalbestand
um 2,3 Prozent auf 157.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dieser
Rückgang beruht nahezu ausschließlich auf der Altersfluktuation. Die
Aufwands-Ertrags-Relation (Cost-Income-Ratio) erhöhte sich von 66,4
Prozent auf 67,9 Prozent.
Das Teilbetriebsergebnis als Ergebnis der operativen
Geschäftstätigkeit sank um 3,7 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Das
Betriebsergebnis vor Bewertung erreichte 7 Milliarden Euro, ein
Rückgang von 4,4 Prozent. Der Jahresüberschuss vor Steuern
verringerte sich um 7,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Die Steuern
vom Einkommen und vom Ertrag lagen bei rund 2 Milliarden Euro.
Darüber hinaus haben die Kreditgenossenschaften im Jahr 2015 dem
Fonds für allgemeine Bankrisiken 2,3 Milliarden Euro zugeführt. Diese
Dotierung stärkt zusätzlich die bereits solide
Eigenkapitalausstattung der Institute. Unterm Strich verbleibt somit
voraussichtlich ein leicht gesunkener Jahresüberschuss von 2,1
Milliarden Euro, ein Rückgang um 0,8 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr.
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