(ots) - Eine ganze Menge US-Amerikaner fragen sich gerade:
Warum schützen die Europäer sich eigentlich nicht selbst? Warum
müssen wir mit unserem Steuergeld eine wirtschaftlich intakte Region
unterstützen, die gut 10 000 Kilometer entfernt ist? Warum sind
28 EU-Staaten nicht in der Lage, eine eigene schlagkräftige Truppe
aufzubauen? So ganz von der Hand zu weisen sind diese Argumente
nicht. Zumal US-Präsident Obama erst vor einem Jahr einen weiteren
Truppenabbau in Europa angekündigt hat - um jährlich 500 Millionen
Dollar zu sparen. Nun eine Art Kehrtwende. Sie ist eine Reaktion auf
die russische Aggression in der Ukraine und auf die Angst
osteuropäischer Staaten vor einem weiteren Ausdehnungsdrang Putins.
Die Sorgen Polens, Litauens und anderer sind verständlich. Die
entscheidende Frage aber ist: Bringen mehr Waffen mehr Sicherheit?
Schrecken die Panzer ab? Eigentlich hatten wir die Aufrüstungsdynamik
des kalten Kriegs doch schon unter der Rubrik "historisch" abgehakt.
Der Syrien-Konflikt zeigt gerade, wie wichtig Kooperation und wie
wenig zielführend Konfrontation ist. Die beiden Großmächte sollten
hier Vorbilder sein. In diesem Sinne ist die amerikanische
Entscheidung kontraproduktiv: Ein verletzter Bär beruhigt sich nicht,
er wird aggressiv. Putin wird mit Aufrüstung antworten - wenn er
wieder über mehr Geld verfügt (was der Fall sein wird, sobald der
Ölpreis wieder steigt). Zudem droht das Säbelrasseln den
Friedensprozess in Syrien zu gefährden. Diese Art der Abschreckung
ist nicht mehr zeitgemäß. Und ob sie funktioniert, wollen wir lieber
erst gar nicht erfahren.
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