(ots) - Ein Archiv wirkt, da muss man sich nichts
vormachen, wie ein Endlager der Geschichte, selbst wenn es offen
zugänglich ist. Die Stasi-Unterlagenbehörde hingegen steht für einen
ganz speziellen Umgang mit den Akten des DDR-Überwachungsstaates, für
die fortwährende Auseinandersetzung damit. Die Zahl der Anträge von
Bürgern auf Einsicht beträgt immer noch 60000 jedes Jahr,
unverändert sind darunter 60 Prozent Erstanträge. Nicht nur in der
Berliner Zentrale, sondern auch in den zwölf regionalen Außenstellen,
die wichtig sind, weil auch die Stasi regional organisiert war. Dazu
kommen rund 13 000 Anfragen auf Überprüfung von Beschäftigten im
öffentlichen Dienst. Zahlreiche Forschungsaufträge und
Medienrecherchen ergänzen das Bild. Diese Behörde wird
augenscheinlich gebraucht und sehr rege genutzt. Zwar würde sich an
der Praxis nicht so viel ändern, wenn die Akten ins Bundesarchiv
wandern und dort vielleicht sogar professioneller ausgewertet werden
würden, wie eine Kommission nun vorschlägt. Doch die ehemalige
Gauck-Behörde ist auch ein pädagogisches Projekt und ein
gesamtdeutsches Symbol. Seine Ziele heißen Aufklärung und Aussöhnung.
Das Amt steht für einen besonders gelungenen Umgang mit den Untaten
eines Regimes. Daran haben sich andere Länder, etwa Südafrika mit
seinen Wahrheitskommissionen, ein Vorbild genommen. 25 Jahre nach dem
Ende der DDR leben noch zu viele, die Opfer waren, gibt es noch zu
viele Täter, die sich verstecken, und sind da noch zu viele Vorgänge,
die schwer nachwirken. Es ist einfach zu früh, die DDR schon in den
Keller der Geschichte zu entsorgen. 2030 kann man darüber reden. Dann
ist der zweite deutsche Staat genauso lange vorbei, wie er existiert
hat.
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