(ots) - Eine halbe Stunde hielten sich Angela Merkel
und Donald Tusk am Samstag im Flüchtlingslager für Syrer auf. Das
reichte, damit die türkische Regierung die Bilder bekam, die sie
haben wollte: von lachenden syrischen Kindern in einem modernen Camp
mit Schule und Supermarkt. Heile Welt in Nizip. Ministerpräsident
Ahmet Davotuglu und die EU verbreiteten die Botschaft: Wir haben die
Flüchtlingskrise im Griff. Wirklich? Im nordgriechischen Idomeni
leben noch immer etwa 12 000 Flüchtlinge in menschenunwürdigen
Verhältnissen. Frierend und durchnässt hoffen sie weiter
darauf, dass die Grenze zu Mazedonien doch noch geöffnet wird. Nizip
und Idomeni stehen für die zwei Seiten der Flüchtlingspolitik, für
den EU-Türkei-Pakt und die Abriegelung der Balkan-Route, für Hilfe
und Ausgrenzung, für nationalen Egoismus und das Abschieben der
Verantwortung auf Ankara gegen Geld und Visumfreiheit für die Türken
in der EU. Schreckliche Bilder müsse man aushalten, bis das
Flüchtlingsproblem gelöst sei, hatte vor Wochen Bundesinnenminister
Thomas de Maizière gesagt. Deshalb lassen sich die Regierungschefs
nicht in Idomeni blicken; Auftritte dort versprechen, anders als in
Nizip, keine schönen, harmonischen Bilder. Politik setzt eben
nicht zuletzt auf Symbole.
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