(ots) - Die Debatte über eine staatliche Kontrolle der
Moscheen ist sonderbar. Weniger das Reden darüber. Es ist der
Zeitpunkt, der irritiert. Heute hält die AfD ihren Parteitag ab. Sie
verlangt, Minarette und den Muezzin-Ruf zu verbieten. Wenn ein Mann
wie Volker Kauder Kontrollen anmahnt, dann wird klar, wie sehr die
AfD schon die Agenda bestimmt. Natürlich darf der Staat nicht die
Augen davor verschließen, was von wem in den Moscheen gepredigt wird.
Vom Unions-Fraktionschef wüsste man gern, was er mit "Kontrolle"
meint. Soll sich jeder Imam sein Freitagsgebet von der Polizei
absegnen lassen? Falls Kauder gemeint hat, dass der Staat sich mehr
um die Muslime im Land kümmern sollte, kann man ihm zurufen: Nur zu!
Um den Islam und die über vier Millionen Muslime in Deutschland hat
sich die Politik lange wenig geschert. Sie sind erst als Folge des
islamischen Terrorismus auf dem Radarschirm. Der Umgang mit den
Muslimen ist geprägt von Misstrauen. Die Imame werden von der Türkei
gestellt, weil ihre Ausbildung in Deutschland in den Anfängen steckt
und die Moscheevereine in aller Regel zu arm sind, um sie selbst zu
bezahlen. Wer ein Verbot von ausländischen Investitionen fordert,
sollte eine Alternative anbieten. Kauder wird der letzte sein, der
die nächste Mittelerhöhung für den Verfassungsschutz verhindert. Noch
besser wäre es, er würde darauf drängen, dass der erste Jahrgang der
in Deutschland ausgebildeten Imame auch eine Anstellung findet. Es
ist richtig, dass das aufgeklärte Europa einen eigenen Islam
kultivieren muss und wir erst am Anfang stehen. Wir werden aber nicht
weit kommen, wenn die Politik im Islam bloß eine Vorstufe zum
Salafismus und zum Terrorismus sieht.
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