(ots) - Der starke Mann der Türkei hat jenen Punkt
erreicht, an dem er meint, dass er am mächtigsten allein sei. Nach
zwei Jahren treuer Dienste kann der Nachfolger Erdogans an der Spitze
von Partei und Regierung gehen. In bester Abstimmung spielten sich
bis dahin der Präsident und sein Premier Davutoglu die Bälle zu. Doch
künftig will der Chef seine Tore ganz allein bejubeln. Als Lohn für
die umstrittenen Dienste Ankaras bei der Abschottung Zentraleuropas
vor den Flüchtlingen trieb Erdogan bereits machtbewusst,
selbstgefällig und kompromisslos die lang verweigerte Annäherung
seines Landes an die EU brutal ein. Kein Krieg gegen Kurden im
eigenen Land, keine Missachtung demokratischer Grundsätze, von
Menschenrechten und der Freiheit der Medien wollten ihm seine neuen
europäischen Mitspieler noch ernstlich gegen die Visafreiheit
aufrechnen. Solchen Ruhm mag der Präsident gewiss nicht mit einem
nachgeordneten Kollegen teilen. Nicht vor seinem eigenen Volk und
nicht vor der Welt. Den Präsidenten hat sein Erfolg im Passspiel mit
Brüssel zum Stopp der Flüchtlinge vor Europas Grenzen besonders
ermutigt. Das Wort vom »Machtkampf« in Ankara trifft mit Blick auf
den scheidenden Partei- und Regierungschef kaum zu. Der redet seinem
Chef kein böses Wort nach und rechnet sich weiter zur Familie.
Davutoglu stürzt auch nicht; ihm ist es gestattet, zu verschwinden.
Sein Nachfolger wird noch weniger Einfluss, Erdogan aber alle Macht
haben."
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