(ots) - Weniger ist manchmal mehr, muss sich Jeremy Corbyn
gedacht haben, als ihn die Ergebnisse der Regional- und
Kommunalwahlen auf den britischen Inseln erreichten. Denn seine
Labour-Partei hat zwar sowohl in Schottland und Wales als auch in
einigen Kommunen in England an Stimmen verloren - doch nicht überall
sind die Verluste gleichbedeutend mit einer Niederlage. In Wales etwa
ist Labour weiter stärkste Kraft, in London konnte das
Bürgermeisteramt von den Konservativen zurückerobert werden. Durchaus
ein Erfolg für Corbyns linken Kurs. Ob der Wechsel auf dem
Labour-Chefposten auch in nationalen Fragen wirkt, wird aber erst das
Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen
Union zeigen. Die jetzigen Ergebnisse verschaffen ihm und allen
anderen EU-Freunden allenfalls eine Atempause. Die weltoffenen
ausländischen Londoner, die mit Sadiq Khan den ersten Muslim in die
City Hall wählten, dürfen dann nicht mitstimmen. In Wales und England
konnte die EU-feindliche UKIP zulegen, in Schottland nahmen die
EU-kritischen Tories den Sozialdemokraten den zweiten Rang ab. Die
Brexit-Befürworter gehören zu den Gewinnern dieser Wahl - obwohl es
noch nicht um die Frage ging, in der ihre Meinung am eindeutigsten
ist. Corbyn wäre gut beraten, mit allen, die Großbritannien in der EU
halten wollen, zusammenzuarbeiten. Dass es viele Brexit-Gegner unter
den Wählern gibt, hat nicht zuletzt der Erfolg der Schottischen
Nationalpartei gezeigt.
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