(ots) - Der Umgang einer Gesellschaft mit ihren
Behinderten ist nicht nur eine sozialpolitische Frage. Sondern auch
eine moralische. Er zeigt, ob sie eine harte Ellbogengesellschaft der
Starken ist oder ob sie für alle da ist. Auch für die Schwachen.
Schwach sind wir alle mal, spätestens im Alter. Wenn in einem
Bürohaus der Lift nur über einen Touchscreen zu bedienen ist, dann
wirkt das nur hypermodern. Für Blinde und Sehschwache ist es das
Allerletzte. Und mag eine Location noch so cool erscheinen, wenn man
mit dem Rollstuhl nicht hineinkann oder schon mit einer Krücke nicht
hinauf, dann ist sie nur ein Egoisten-Treff. Das gestern
verabschiedete Behindertengleichstellungsgesetz verbessert einiges,
aber in so langsamen Schritten, dass man nur sagen kann: Hier bleibt
unsere Gesellschaft deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die
verordnete Barrierefreiheit, baulich und im Internet, gilt nur für
die Bundesverwaltungen, indirekt auch für die der Länder. Die gesamte
Privatwirtschaft wird ausgespart. Natürlich wäre es wegen der Kosten
ökonomisch schwierig, sofortige Änderungen für alle vorzuschreiben.
Aber wenigstens eine Verpflichtung zur Selbstverpflichtung wie bei
der Frauenquote, wenigstens eine zeitliche Zielvorgabe wäre möglich
gewesen. Eigentlich müsste es selbstverständlich sein, dass jeder,
der eine Leistung öffentlich anbietet, diese allen zugänglich macht.
Jeder Vermieter von Gewerbeimmobilien, jede Kneipe und Bank, jeder
Laden und jedes Büro. Dass Gesetze notwendig sind, um ein solches
Denken durchzusetzen, ist traurig genug. Dass sie jetzt nicht
beschlossen werden, wo man sich des Themas doch angenommen hat, ist
eine vertane Chance.
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