(ots) - Die Bewertung des Pflanzengifts Glyphosat hat
etwas von dem beliebten Teenager-Spielchen "Sie liebt mich, sie liebt
mich nicht". Die einen Experten sagen, es sei "unwahrscheinlich",
dass Glyphosat Krebs verursacht, die anderen behaupten, es sei
"wahrscheinlich". Ja, was denn nun? Als Verbraucher kann man nur den
Kopf schütteln über so viel wissenschaftliche Weisheit. Zwei
Experten, drei Meinungen. Das geht freilich schon seit Jahren so.
Befürworter und Gegner haben immer wieder Studien vorgelegt, die ihre
jeweilige Position untermauern sollen. Die Hintergründe, wer welche
Expertise bei wem in Auftrag gegeben und finanziert hat, sind dann
oft im Dunkeln geblieben. Kein Wunder. Weltweit gehört Glyphosat zu
den am meisten verkauften Unkrautvernichtern. Es wird versprüht in
Gärten oder auf Ackerflächen. Die Wichtigkeit des Pflanzengifts
insbesondere für die Landwirtschaft darf also nicht unterschätzt
werden. Doch Masse und Bedeutung sind kein Argument, wenn
gesundheitliche Gefahren nicht gänzlich ausgeschlossen werden können.
Insofern sind die Kritiker einer Neuzulassung von Glyphosat immer
noch im Vorteil - es besteht ein Restrisiko für den Menschen, und
weil das so ist, müssen sich wirtschaftliche Interessen unterordnen.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Debatte über den
Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung. Da hieß es früher auch, alles
kein Problem. Inzwischen hat sich genau das Gegenteil herausgestellt:
Die Antibiotika-Resistenzen beim Menschen haben eindeutig zugenommen,
und sie sind auf die Verwendung entsprechender Medikamente bei Tieren
zurückzuführen. Die Politik hat die Aufgabe, ihre Bürger vor Gefahren
zu schützen. Gerade, wenn die Beweislage nicht eindeutig ist. Das
nennt man Vorsorgeprinzip. Deshalb kommt dem Staat hier eine
besondere Sorgfaltspflicht zu. Im Zweifel heißt das: Nein zu
Glyphosat - und Ja zu einer Debatte darüber, wie die Landwirtschaft
der Zukunft eigentlich aussehen soll. Denn das ist der Kern, der sich
hinter dem Streit um den Unkrautvernichter verbirgt.
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