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Verlogenheit: Warum diese Empörung über Gaulands Zitat über Boateng? Ich sehe aus wie Boateng, aber ich bin nicht empört. Warum denn nicht?

ID: 1363852

Das Zitat von Gauland lautet: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben."
Warum Gauland nicht ganz falsch liegt!

(firmenpresse) - Ein guter Freund von mir rief mich an, und erst er machte mich auf das Zitat von Gauland über Boateng aufmerksam. Dieser Freund wusste genau, dass ich ihm auch Jahre später immer noch vorwerfe, dass er lieber Wohnung leerstehen ließ, als sie an nicht eindeutig weißhäutige Menschen zu vermieten.
Dieser Mann hat in Darmstadt mehrere Häuser mit mehreren Wohnungen, die er selbst vermietet. Vor 22 Jahren war ich sehr froh und stolz einem Paar, das gerade neu in der Stadt war und eine Wohnung suchte (der Mann war aus Kamerun und die Frau aus Südamerika), zu erzählen, dass ich einen Freund habe, der gerade eine Dachwohnung frei hat. Gesagt, getan, rief ich den guten Freund an, der zuerst sehr begeistert klang und einen Termin zur Besichtigung vereinbarte. Die Besichtigung lief sehr gut und alle scheinen einverstanden zu sein. Aber zwei Tage kam später die Hiobsbotschaft, dass es doch nicht geht, weil die Nachbaren gedroht hätten auszuziehen, wenn diese „Paradiesvögel“ einziehen würden. Geschlagen und niedergeschlagen gab mein guter Freund nach und zog seine Zusage zurück.

Ein Einzelfall? Ganz bestimmt! Genauso wie die vielen anderen Einzelfälle, die ich selbst erlebt habe oder bei denen ich anwesend war.

Meine erste Erfahrung mit Wohnungs- Rassismus machte ich als frischer Neuankömmling aus Afrika in Darmstadt. Ich und 3 Kommilitonen (ich aus Kamerun, einer aus Eritrea, einer aus Costa Rica und einer aus Indonesien), suchten schon seit Monaten Wohnung und hatten keine Chance, egal was wir taten. Wir lebten die ganze Zeit in der Jugendherberge. Am Telefon waren Menschen nett, aber sobald wir dort ankamen, waren immer zufälligerweise die Wohnungen schon weg . Eines Tages traf ich zufällig einen deutschen Studenten, der mir sagte, dass er für 6 Monate ein Praktikum im Ausland mache und ich könne sein Zimmer für diese Zeit haben – umsonst. Ich sagte mir: „Siehst du, Dantse, jeder hat sein Glück, nur geduldig sein. Jetzt hast du eine Wohnung für umsonst. Du kannst die Monatsmiete sparen wow!“




Der Student redete mit seiner Vermieterin, sie war einverstanden und wollte mich gar nicht kennenlernen. Ich sollte nur am Tag des Einzugs kurz zu ihr kommen, sie wohnte in einem Haus daneben. Der Tag war gekommen, an dem ich die Wohnung betreten sollte, und meine Kommilitonen begleiteten mich, auch froh darüber, dass sie sicher so manches Mal dort schlafen würden. Wir sind also mit meinen paar Sachen dorthin gegangen. Alles noch gut. Wir standen dann vor dem Haus der Vermieterin, ich wollte ihr Hallo sagen. Die nette Dame kam raus und auf mein Hallo antworte sie nicht. „Ist das da, der hier einzieht?“, war ihre Frage in einem unglaublichen lauten Ton. Ja, sagte der naive Student immer noch lächelnd. „Bist du verrückt? So was kommt mir nicht in mein Haus. Ich will keinen Neger in meinem Haus und niemand hier will so was als Nachbarn haben.“ Wir waren verdutzt, ganz besonders der deutsche Student, der nicht wahrhaben wollte, was er gerade gehört hatte. Er protestiert vehement und brach sogar in Tränen aus. Er tat uns so leid und auf der Stelle kündigte er und die Frau nur lapidar antwortete: „Sehr gerne, denn Negerfreunde brauchen wir auch nicht in diesem Haus.“ Wir waren weniger schockiert als der deutsche Student, der sich nicht fangen konnte.

Ha, ich sehe schon Leute sagen, dass das vor 20 Jahren war und es doch heute so etwas nicht mehr gibt! Ja, so etwas sollte es heute nicht mehr geben, aber leider gibt es das immer noch und viel häufiger als wir denken, in allen Städten, und es kommt darauf an, in welchem Viertel man leben will.

Noch vor kurzem haben meine Nichte und ihr Mann so etwas erlebt, beide Ingenieure in Top-Positionen mit Jahresgehältern von knapp 100.000 € pro Person. Sie wollten in einer schönen Stadt (ich will den Name nicht nennen) in einem entsprechenden Viertel wohnen. Sie sind ideale Mieter: jung, gut aussehend, Akademiker, erfolgreich, vermögend. Normalerweise wäre es sehr einfach, etwas Angemessenes zu finden. Aber Anzeigen brachten nichts. Zeitungen brachten nichts. Am Telefon war immer alles okay, aber bei der Besichtigung wurde es ein Flopp. Sie dachten, über Makler geht es immer. Fast alle Makler der Stadt lehnten sie und ihr Geld ab, nur für andere Viertel wären sie bereit gewesen. Nur einer hatte den Mut frei zu sagen, was ihre Entschuldigung für dieses Verhalten war: „ Es wäre für uns unnötige Arbeit, denn die Besitzer werden sie sowieso ablehnen, weil die Nachbarn Menschen wie sie nicht haben wollen, auch wenn sie meiner Meinung nach okay sind“. Ah ja, Menschen werden schon mit „Okay“ und „nicht Okay“ bewertet, notierte meine Verwandte.
Sie suchten auf eigene Faust weiter und landeten bei einer Schriftstellerin, die sehr bekannt ist und sogar Orden des Landes bekommen hat. Sie dachten, hier liegen wir endlich richtig. Aber der Grund für die Abfuhr, warum meine Verwandten nicht qualifiziert genug wären, um in einem ihrer Häuser zu wohnen, war nicht mehr tragbar. Und sie wandten sich sogar an die Bundestelle gegen Diskriminierung.
Noch ein Einzelfall. Der Fall eines guten Freundes von mir, der Arzt in Köln ist. Da er türkischer Abstammung ist, fiel es ihm unheimlich schwer, eine Wohnung im gewünschten Stadtviertel zu finden, weil die Nachbar Schwierigkeiten damit hätten. Das ist nicht mal 8 Monate her.

Oder die vielen Fälle von Menschen, die aussehen wie Boateng, die nicht in eine Disco rein dürfen, weil sie „die falsche Hautfarbe haben“, wie neulich ein Türsteher zu einem afro-deutschen Gymnasiasten sagte.
Ich höre damit auf Einzelfälle zu nennen, damit sie Einzelfälle bleiben.

Ich glaube, dass der Fall Gauland ist schlimm ist, weil seine Äußerung nicht dazu dient diese Missstände zu denunzieren und zu verurteilen, sondern, ganz im Gegenteil, scheint sein Zitat eine Beleidigung zu sein.
Hätte er gesagt, dass es viele weißhäutige Deutsche gibt (und nicht alle Deutschen, wie das Beispiel des Studenten, der diesen Rassismus vehement ablehnte, zeigt), die einen Boateng nicht als Nachbar haben wollen, hätte er richtig gelegen.
Dennoch ist in seinem Zitat viel Wahrheit und gerade deswegen sind viele Menschen schockiert. Aber diese Empörung finde ich lächerlich angesichts der Realität, dass – wie oben dargestellt – diese Tatsachen herrschen und viele Menschen, die wie Boateng aussehen, diese Realität jeden Tag erleben.

Anstatt sich empört zu zeigen, sollten die Politiker diese Missstände offen ansprechen und die Bevölkerung erziehen, diese zu beheben und damit aufzuhören. Sonst erscheint alles für mich wie die Reaktion einer Familie, in der eine Person sich beklagt, von einem Familienmitglied missbraucht worden zu sein und die Familie gegen den Kläger vorgeht, weil dieser nicht die Leiche im Keller gelassen hat. Ja, die Person hat ein Tabu gebrochen, das dem Image der Familie schadet. Vielleicht in diesem Sinne hat eine große Zeitung gestern auch getitelt „UMSTRITTENER AFD-MANN. Plant Gauland schon den nächsten Tabu-Bruch?“ In diesem Satz könnte die Empörung von vielen Menschen und den Medien erklärt werden, ungefähr so: „Herr Gauland, wir wissen, dass das, was Sie sagen ganz allgemein nicht falsch ist. Aber mussten sie das so offen aussprechen?“ Denn Tabus sind Wahrheiten, die man lieber versteckt halten will. Und die Zeitung spricht von Tabus. Können Sie mir folgen?

Es erinnert mich an die Flüchtlinge, die aus verschiedenen Ländern über das Meer nach Europa kommen wollen und dabei ertrinken. Wir machen die Schlepper für den Tod dieser Menschen verantwortlich. Wir nennen sie Menschen ohne Herz, Menschen ohne Gefühl. Dabei könnten wir mit unseren Schiffen, die am, auf und um dieses Meer stationiert sind, die meisten dieser Flüchtlinge vor dem Tod retten. Hilfegesuche, wenn Schiffe mit Flüchtlingen in Not geraten, werden empfangen und einfach ignoriert. Nachdem 1000 Flüchtlinge, die wir hätten retten können, ertrunken sind, retten wir das nächste Mal für unsere „Seelen und Gewissensberuhigung“ ein Schiff mit 10 Flüchtlingen und prahlen damit, dass unsere Mission den Menschen hilft und dass wir den Kampf gegen Schlepper intensivieren werden. Was für eine verlogene Moral! Immer ist der andere schuld, macht etwas falsch. Das ist das Motto unserer Erziehung: der Lehrer ist schuld, der Trainer ist schuld, der Psychologe ist schuld, Arzt ist schuld… Wir selbst haben nie Schuld.

Und die Reaktion von Boateng? Ich hätte mir mehr davon erwartet.
Ich hätte die Chance genutzt, um den Menschen in Deutschland nicht nur die Bestätigung zu liefern, dass ich froh bin Deutscher zu sein, (das hätte er wirklich nicht nötig. Das klingt wie eine Verteidigung Es sollte nicht tun müssen, weil er Deutscher IST und darüber muss man nicht froh oder unfroh sein, man ist einfach Deutscher – Punkt, Schluss, aus. Wenn jemand damit Probleme hat, ist das sein Bier.) sondern vor allem, um offen über diese Problematik des Rassismus zu reden. Als Star würde etwas aus seinem Mund mehr Gewicht haben und seine Meinung gegen tabuisierte rassistische Realitäten würde von den Medien verbreitet werden und mehr Menschen erreichen. Ja, ich hätte an seiner Stelle meinen persönlichen Fall zu Seite gelegt (auch wenn solche Stars, die aussehen wie er, manchmal auch diese Realität erleben), um für diese Tausenden zu sprechen, die wirklich jeden Tag in Deutschland Schwierigkeiten haben, eine Wohnung zu finden, weil sie wie er, Boateng, aussehen. Dann zumindest hätte das Zitat von Gauland etwas gegen den Rassismus gebracht, mehr als die einfache Empörung. Aber ich weiß auch, dass nicht jeder wie Mohamed Ali, der große Ali, ist und denkt…
Ich weiß, ich tanze wieder aus der Reihe, wird man mir wieder vorwerfen: was soll ich tun. Was kann ich tun? Ich bin es doch, der tanzende Schriftsteller.

mehr info über mich: www.indayi.de und www.mycoacher.jimdo.com

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Dantse Dantse ist gebürtiger Kameruner, lebt seit über 25 Jahren in Darmstadt, wo er studiert hat, und ist Vater von fünf Kindern. Als sechstes Kind einer großen Familie von über 30 Kindern kümmerte er sich, wie üblich in Afrika, schon früh um seine kleineren Geschwister und wurde dafür schon als Kind gezielt im Bereich Erziehung und Kinder- und Familienpsychologie ausgebildet. Dies zusammen mit seinen intensiven Coachingerfahrungen in Deutschland, wodurch er die europäischen Sichtweisen kennenlernte, macht ihn zu einem kompetenten, erfahrenen und vielseitigen Erziehungsexperten. Viele Familien und Kinder verdanken ihm ein entspannteres und glücklicheres Leben.

Dantse ist der erste Autor mit afrikanischem Migrationshintergrund, der einen Verlag für deutschsprachige Bücher gegründet hat. Mehr Informationen über Dantse und den Verlag „indayi edition“ findest du unter indayi.de

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Datum: 02.06.2016 - 10:38 Uhr
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