Vielen Unternehmen geht es gut. Die Restrukturierungsabteilungen der Banken haben nichts zu tun, Risikopositionen werden aufgelöst. Ist die positive Veränderung auf die Marktentwicklung zurückzuführen oder von exogenen Faktoren bestimmt? Jürgen Kogler, Partner bei Syngroup Management Consulting, Österreichs größtem Industrieberater, unternimmt einen Versuch der Ursachenanalyse.
(firmenpresse) - Gemeinhin spricht man bei einer Ergebnisrendite von 8–10 Prozent im EBT von einem „gesunden“ Unternehmen. Zu hinterfragen ist dennoch, ob diese Ergebnisrendite ausreicht, um als Unternehmen auch in Zukunft noch zu bestehen. Betrachtet man die hauptsächlichen Einflussfaktoren – Materialkosten, Personalkosten, Energie- und (Fremd-)Kapitalkosten – könnte man durchaus zu dem Schluss kommen, dass diese Gewinnmarge nicht ausreichend ist.
VOM „GESUNDEN“ UNTERNEHMEN ZUM RESTRUKTURIERUNGSFALL
Wie kommt die Syngroup auf diese Idee? Das lässt sich gut anhand eines Beispiels erläutern: Ein Unternehmen – nennen wir es „Fischers Fritze“ – erzeugt Angelleinen. Die Verkaufspreise im Angelzubehör Einzelhandel haben sich in den letzten Jahren kaum verändert. Die Vorteile, die „Fischers Fritze“ aus dem derzeitigen Marktumfeld zieht, mussten nicht an die Konsumenten weitergegeben werden. „Fischers Fritze“ verdient 8 Prozent vor Steuern. Dabei lukriert das Unternehmen folgende „geliehenen“ Effekte:
•Materialkosten: Seit 2013 sind die Kosten für technische Kunststoffe wie PA6 oder PA6.6 um durchschnittlich zehn Prozent gesunken. Das ergibt bei 50 Prozent Materialeinsatz einen Ergebniseffekt von etwa fünf Prozentpunkten. (Quelle: www.plasticker.de – Rohstoffpreise)
•Personalkosten: Die Tariflohnabschlüsse der letzten Jahre waren ebenfalls recht verhalten. Auch hier ist – vergleicht man die Personalkostenentwicklung (Quelle: www.ig-metall.de) mit der Umsatzentwicklung in der Kunststoffindustrie (Quelle: de.statistica.com) – ein Effekt im Ergebnis von 1–1,5 Prozentpunkte gegeben.
•Energiekosten: Die Energiekosten sind im Zeitraum 2013–2016 um durchschnittlich 20 Prozent gesunken. Bei Energiekosten in der Kunststoffextrusion von circa fünf Prozent des Umsatzes schlägt der Ergebniseffekt mit circa einem Prozentpunkt zu Buche. (Quelle: de.statistica.com – Industriestrompreise D)
•Die historisch niedrigen Fremdkapitalkosten schlagen sich, je nach Verhandlungsposition der Unternehmen, ebenfalls mit 1,5–2 Prozentpunkten direkt im Vorsteuerergebnis nieder.
VOR WEGFALL DER SONDEREFFEKTE KONSEQUENZEN ZIEHEN
„Zusammengefasst schafft man es somit ohne viel Aufwand das `gesunde` Unternehmen `Fischers Fritze` von einem Ergebnis von +8 Prozent auf -0,5 bis -1,5 Prozent zum Restrukturierungsfall hinunterzurechnen. Diese Situation ist den Unternehmen sehr wohl bewusst, jedoch wird Großteils keine Konsequenzen daraus gezogen“, erklärt Jürgen Kogler.
Den finanzierenden Instituten sind die Hände gebunden, die Risikofrühwarnsysteme schlagen nicht an und die Unternehmer freuen sich über gute, ausschüttungsfähige Renditen. Sie verspüren wenig Neigung das „geliehene“ Geld in zukünftige, nachhaltige Erträge zu investieren.
Das einzig Gute an der Idee von Negativzinsen auf Einlagen ist, dass Unternehmer gezwungen werden, sich um alternative Anlageformen für die freie Liquidität umzusehen. Kogler gibt vier Möglichkeiten vor, wie das „geliehene“ Geld sinnvoll eingesetzt werden kann:
•Investieren Sie in Ihren Maschinenpark um Durchlaufzeiten zu kürzen, Qualitäten zu heben und den Output zu steigern. Rechnet sich eine Investition in 5 Jahren, erwirtschaften Sie eine jährliche Rendite von 20 Prozent.
•Setzen Sie die lange geplanten Betriebserweiterungen um. Im Immobilienbereich kann man bis zu 20 Jahre währende Fixzinsvereinbarungen treffen, was bei den derzeitigen Zinsniveaus durchaus verlockend ist.
•Starten Sie Kostensenkungsprogramme entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie werden sicherer und nachhaltiger in die Zukunft gehen, auch wenn Sparprogramme bei Rekordergebnissen auf den ersten Blick etwas widersinnig wirken.
•Überprüfen Sie Ihr Geschäftsmodell. Industrie 4.0 / Internet der Dinge und andere immer stärker werdende Einflüsse sind längst keine leeren Phrasen mehr.
Die gute Nachricht ist, dass sich die derzeitige Situation noch länger halten wird. Zinsanpassungen sind nicht in Sicht, (künstliche) Verknappungen auf dem Rohstoff- und Energiesektor kündigen sich ebenso nicht an. „Aber es ist jetzt an der Zeit zu Agieren“, ist Jürgen Kogler überzeugt.
Syngroup ist der größte österreichische Prozessberater für die Industrie.
Die Syngroup berät Unternehmen dabei, effizientere Arbeit zu leisten und damit messbar nachhaltigere Ergebnisse zu erzielen.
Als wettbewerbsfähige Unternehmen schaffen es die beratenen Unternehmen, ihre Arbeitgebermarke zu stärken und die passenden Talente leichter zu finden und zu entwickeln.
Dr. Wolfgang Immerschitt
Plenos – Agentur für Kommunikation
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