(ots) - Polizisten reanimieren ein Opfer von
Hooligangewalt. Dieses Bild schien eins aus der Vergangenheit zu
sein, als deutsche Fans 1998 in Lens fast einen Gendarm töteten. Nun
ist es wieder da, und es gleicht dem von Marseille, wo ein englischer
Fan um sein Leben ringt. Das hatten wir doch schon mal. Das hatten
wir doch schon überwunden! Offenbar nicht. Seit dem Ende der 90er
Jahre versuchen nationale Fußballverbände etwa in Deutschland oder
England, verstärkt gegen Hooligans vorzugehen. Sie unterstützen
Fanprojekte finanziell, zwingen Klubs, Fanbetreuer einzusetzen und
den Dialog mit den Anhängern zu pflegen. Das hat gewirkt. Das Problem
wurde geringer, so gering, dass es fast in Vergessenheit geriet.
Haben redliche Fans die Nazis hierzulande zumindest aus den Stadien
gedrängt, ufern die Probleme mit ihnen in Polen und Russland aus, wo
die Verbände längst nicht so weit sind. Doch aus der deutschen
Gesellschaft sind Nazis längst nicht verdrängt. So wurden 18 bekannte
Gewalttäter aus Dresden am Sonntag an der Grenze gestoppt. Mindestens
doppelt so viele kamen aber durch und posierten mit der
Reichskriegsflagge im deutschen EM-Spielort Lille - mit Hitlergruß
und »Heil«-Rufen. Da ist dann auch der Fußball überfordert. Hier
versagten Politiker, die Initiativen das Geld kürzten, die Nazis aus
den Köpfen zu vertreiben versuchten. Hooligans fühlen sich stark,
weil ihre politischen Ziele wieder Anklang finden. Dem müssen mehr
als ein paar Sozialarbeiter entgegentreten.
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