(ots) - 40 Jahre nach dem Aufstand von Soweto verzeichnet
Südafrika wieder Bildungsunruhen. "Es ist wichtig, sich die Ursachen
dieser Proteste anzusehen, ob 1976 oder heute. Afrikaans war damals
ein Katalysator für den Aufstand von Soweto, aber es gab bereits eine
Atmosphäre der Revolte", sagte der südafrikanische Professor Salim
Vally der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland"
(Donnerstagausgabe). "Es war die Zeit der Freiheitskämpfe in Namibia,
in Angola, in Mosambik oder in Simbabwe. Hinzu kam die Situation in
den südafrikanischen Townships, die Überbevölkerung, die großen
Klassenstärken in den Schulen, ein autoritäres Unterdrückungssystem
mit Prügelstrafe - als dann Afrikaans als Unterrichtssprache
eingeführt werden sollte, hat das natürlich die Frustration und die
Wut gesteigert", schildert der Professor im Fachbereich Bildung an
der Universität Johannesburg die damaligen Umstände.
Für die Proteste der heutigen Studentengeneration hat er
Verständnis: "Heute, 22 Jahre nach den ersten Wahlen, haben sich die
Versprechungen von einem besseren Leben für alle, von Arbeitsplätzen
und guter Bildung, nicht erfüllt. Der Kontext ist ein anderer, die
Probleme sind andere, aber der Grad der Entfremdung, der Frustration
und der Wut ist sehr ähnlich." Vally erkennt neben Fortschritten beim
Bildungszugang für Schwarze große Defizite. "Wenn du Teil der
schwarzen Arbeiterklasse bist, oder übrigens auch Teil der weißen
Arbeiterklasse, dann gehen deine Kinder auf eine öffentliche Schule,
die keine ausreichenden Ressourcen hat. Was sich geändert hat, ist,
dass nicht mehr die Rasse zählt, sondern die Klasse. Das ist die
Veränderung."
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