(ots) - Die Briten verlassen die EU - das ist eine
Tragödie. Es ist eine Tragödie für Europa und zugleich eine für die
Briten. Das Votum für den Brexit erschüttert den gesamten Kontinent
und die politischen wie wirtschaftlichen Konsequenzen sind noch nicht
vollständig absehbar. Schotten und Nordiren haben mit Mehrheit für
den Verbleib in der Union gestimmt. Man kann davon ausgehen, dass sie
dieses Ziel weiter verfolgen werden. Am Ende droht tatsächlich das
Auseinanderbrechen des Vereinigten Königreichs. Die radikalen
Kursverluste an den sensiblen Finanzmärkten zeigen überdeutlich, wie
groß die Gefahren sind. Natürlich gibt es berechtigte Kritik an der
Handlungsfähigkeit der Union. So ist es den 28 Mitgliedsstaaten nicht
gelungen, die Flüchtlingskrise zu meistern und die Lasten fair auf
viele Schultern zu verteilen. Bei den sehr persönlich geführten
Auseinandersetzungen zwischen David Cameron und seinem "Parteifreund"
Boris Johnson standen ausschließlich wirtschaftliche Vor- und
Nachteile sowie die vermeintliche Reglementierungswut der Brüsseler
Bürokraten im Fokus. Dass Europa in den vergangenen Jahrzehnten die
Zäune abgebaut hat und die Menschen Freiheit und Nähe gewonnen haben,
das geriet völlig in den Hintergrund. Jetzt werden die Grenzen wieder
spürbarer. Nicht wenige Briten haben gestern deshalb geweint. Die
Fronten der Brexit-Befürworter und Gegner dürften sich verhärten.
Zurück bleibt ein gespaltenes Land. Denn die EU hat großes Interesse,
den Austritt der Briten so teuer und exemplarisch wie möglich zu
gestalten - schon um Nachahmer abzuschrecken und die
Ansteckungsgefahr gering zu halten. Die Rechtspopulisten in Europa
stehen bereits Schlange. Schließlich erleben wir auch noch ein ganz
persönliches Desaster des saft- und kraftlosen Premiers David
Cameron. Er hat die Volksabstimmung angezettelt und sich verzockt.
Nun bleibt Cameron hilflos auf Abruf im Amt. Einer, der ihn gerne
beerben möchte, ist sein Kontrahent Johnson. Der charismatische
frühere Londoner Bürgermeister sprang erst spät auf den Brexit-Zug
auf und ist vom EU-Austritt noch nicht einmal wirklich überzeugt.
Auch eine Tragödie. Das hat Europa nun wirklich nicht verdient.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160