(ots) - Wer dachte, der Brexit stürze die EU in eine neue
Krise, lag nicht falsch. Was sich jedoch in den ersten Tagen nach dem
Referendum in Großbritannien abspielt, geht darüber weit hinaus und
ist mit dem Begriff Chaos noch harmlos umschrieben. Kein Stein bleibt
im komplexen Königreich mehr auf dem anderen, der Brexit zersetzt vor
allem die Insel selbst. Während ein zweites Unabhängigkeitsreferendum
in Schottland vom Beginn der Brexit-Debatte an im Raum stand und von
Nicola Sturgeon nun in die Wege geleitet wird, bricht das politische
Erdbeben über die Großparteien in London etwas plötzlicher herein.
Sowohl bei den konservativen Tories als auch bei der
sozialdemokratischen Labour Party haben die Personaldiskussionen erst
begonnen. Eine Neuwahl ist nicht auszuschließen und damit auch nicht
ein Wahlsieg der nationalistischen EU-Feinde von UKIP. Der Druck auf
die Führung des Landes wächst auch durch den Protest junger Menschen.
Jene, die den Brexit am härtesten zu spüren bekämen, wehren sich
gegen die Aufgabe ihrer europäischen Unionsbürgerschaft. Ein zweites
Referendum zu fordern ist eigentlich aussichtslos. Dennoch zeichnen
immer mehr Menschen eine entsprechende Petition. Immer
offensichtlicher wird, dass die Wortführer des Brexits über die
Konsequenzen einer solchen Entscheidung kaum nachdachten. Noch viel
weniger Gedanken scheinen sie aber darauf verwendet zu haben, was nun
eigentlich aus ihrem so geliebten Britain werden soll.
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