(ots) - Vor dem Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck in
Chile Mitte Juli gedeihen erste Überlegungen für einen Hilfsfonds für
die Opfer der deutschen Sektensiedlung "Colonia Dignidad." "Für die
nicht-deutschen Opfer fühlt sich die deutsche Regierung bisher
überhaupt nicht verantwortlich und für die deutschen auch erst seit
Steinmeier Eingeständnis von Ende April", sagt Jan Stehle der in
Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland"
(Donnerstagausgabe).
Damals hatte der deutsche Außenminister öffentlich verkündet: Der
Umgang mit der »Colonia Dignidad« in Chile sei »kein Ruhmesblatt in
der Geschichte des Auswärtigen Amtes«.
Stehle, der am Forschungs- und Dokumentationszentrum
Chile-Lateinamerika forscht, fordert Hilfen für alle Opfer ohne
Ansehen der Staatsbürgerschaft. Angebracht sei »die Einrichtung einer
bilateralen Expertenkommission, die im Dialog mit der chilenischen
Seite alle Opfer und ihre Bedürfnisse feststellen« soll. »Die
Finanzierung einer Erinnerungsstätte und eines Zentrums, dass die
Verbrechen der 'Colonia Dignidad' dokumentiert, wäre eine wichtige
Geste«, so der Experte, der über die Geschichte der Sektensiedlung
promoviert.
In Chile wird nicht nur erwartet, dass das Thema »Colonia
Dignidad« einen zentralen Platz während des Besuchs des
Bundespräsidenten einnehmen wird, sondern mehr: Angehörige von
während der Diktatur in der Siedlung verschwundenen Personen haben
Gauck um ein Gespräch im Rahmen seines Chile-Besuchs gebeten. Eine
Antwort steht noch aus.
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