(ots) - Der Putschversuch türkischer Militärs vor sechs
Tagen war nach wenigen Stunden beendet. Hingegen dauert der
Staatsstreich des Präsidenten gegen die verfassungsmäßige Ordnung
nicht nur an, sondern wird von Erdogans Apparat auf rabiate Weise
forciert. Schon vor Erdogans Erklärung vor seinem Sicherheitsrat
bedurfte es keiner Neigung zu Verschwörungstheorien, um zu erkennen,
dass allein sein Umsturzszenario bis ins Detail vorbereitet war und
ist; ja, dass es nur eines auslösenden Anlasses bedurfte, von wem
auch immer. Den haben die dilettierenden Putschisten geliefert - aus
eigenem Antrieb oder längst fremdgesteuert.
Das Wechselspiel aus Terror und Demagogie, dessen man in diesen
Tagen in der Türkei ansichtig wird, beherrschen nur wenige so perfekt
wie Erdogan und setzen es so frei von Skrupeln um wie er. Wiewohl er
bisher nicht den geringsten Beweis gegen den im US-Exil lebenden
Prediger Gülen präsentieren konnte, verkauft er diesen als Wurzel so
ziemlich alles Bösen in der Türkei. Viel folgenreicher aber ist, dass
mit dem Feindbild Gülen eine Hexenjagd in allen Bereichen des
öffentlichen Lebens gegen dessen vermeintliche Parteigänger oder auch
nur Erdogan-Kritiker losgetreten wurde.
Erdogan hatte seine Allmachts-pläne bislang trotz aller Intrigen
auf legale Weise nicht im gewünschten Tempo vorantreiben können.
Jetzt will er keine Zeit verlieren und Fakten schaffen. Vielleicht
sind die Türken doch aufgeklärter, als er hofft, und glauben nicht
alle Gülen-Lügen.
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