(ots) - In Ungarn sind die antikommunistische Rhetorik und
die geistige Indoktrination stärker denn je. Darauf verwies Tamas
Krausz, Historiker und Universitätsprofessor in Budapest, in einem
Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues
deutschland" (Samstagausgabe). Mithilfe des manipulativen Systems
würden die arbeitenden Menschen eingeschüchtert, die gesamte
Gesellschaft werde demoralisiert und "refeudalisiert". Dem
ungarischen Ministerpräsidenten Victor Orban sei die Flüchtlingsfrage
sehr zupass gekommen, so Krausz, "denn sie erlaubt es ihm unter
Berufung auf den 'nationalen Selbstschutz', seine anti-globalistische
Demagogogie, die die Politik der Machtkonzentration ideologisch
untermauert, zu vervollkommnen". Orban habe die Flüchtlinge zum
Sündenbock und neuen Gegner stilisiert, "der quasi schuld ist an der
Arbeitslosigkeit und der Kriminalität, am Terrorismus und an der
existenziellen Unsicherheit", erklärte der als Schlüsselfigur der
antikapitalistischen Linken in Ungarn geltende Professor.
Meinungsumfragen hätten ergeben, dass etwa 80 Prozent der Bevölkerung
Orbans Antiflüchtlingspolitik unterstützen. "Das Regime verschweigt
und vernebelt systematisch, dass die NATO diese Menschen zu
Vertriebenen gemacht hat", betont der Anhänger des
Selbstverwaltungssozialismus, für den die Linke in Osteuropa zwar in
einem beklagenswerten Zustand ist, das systemkritische Denken jedoch
nicht.
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