(ots) - Keine Woche ist es her, da bemühte sich die
Bundesregierung darum, ihre zerrüttete Beziehung zur Türkei wieder
zu kitten und gleichzeitig ihr Gesicht zu wahren. Die verklausulierte
Distanzierung von der Armenien-Resolution führte Berlin in sicheres
Fahrwasser. Die Türkei signalisiert nun sogar, im Streit um den
Besuch von Bundestagsabgeordneten am Stützpunkt der Bundeswehr in
Incirlik einzulenken. Und nun das: Ein beschlagnahmtes Interview mit
Michel Friedman und dem türkischen Sportminister schlägt hohe Wellen.
Kritische Fragen scheinen Akif Cagatay Kilic missfallen zu haben.
Dabei ist mit solchen Fragen bei einem Interview zu rechnen. Nach
deutschen Standards ist es also kein hinnehmbarer Grund, um das
Material zu konfiszieren. In der Türkei ist von Pressefreiheit aber
nicht viel übrig, seit ein Großteil der Journalisten in Gefängnissen
hockt. Präsident Recep Tayyip Erdogan geht nicht erst seit dem
Putschversuch gegen Medien vor, die dem Prediger Fethullah Gülen nahe
stehen sollen. Für Berlin bedeutet das: Der diplomatische Eiertanz
mit Ankara geht in die nächste Runde.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261