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Westfalen-Blatt: zur US-Präsidentschaftsdebatte

ID: 1404328

(ots) - Amerikanische Präsidentschaft-Debatten lassen
sich nicht gewinnen, aber verlieren - zuweilen entscheidend. Genau
das geschah während des ersten Fernseh-Duells in der Geschichte, bei
dem John F. Kennedy und Richard Nixon am 29. September 1960
aufeinander trafen. Theodore H. White hat die Debatte in seinem
Klassiker »The Making of the President« analysiert. Er zeigt wie die
non-verbalen Signale, die Nixon ausstrahlte, bestehende Annahmen über
ihn bekräftigten. Kennedy kam bei den Zuschauern sympathischer rüber
als sein verbissen wirkender Herausforderer. Auf den Tag genau 56
Jahre später sollten sich Hillary Clinton und Donald Trump an diese
Lektion erinnern, wenn sie vor das vielleicht größte TV-Publikum
aller Zeiten treten. Hillary Clintons zentrales Problem hat mit
Vertrauen zu tun. Die Email-Affäre für sich genommen ist einigermaßen
banal, bekräftigt aber den Eindruck, sie sei nicht ganz ehrlich. Das
verstärkt das bestehende Narrativ seit den Affären ihres Ehemanns
Bill. In der Debatte muss Clinton nicht beweisen, was ohnehin jeder
weiß. Die frühere First Lady, US-Senatorin und Außenministerin ist so
gut auf das Präsidentenamt vorbereitet wie niemand zuvor. Clintons
Aufgabe besteht darin, die Unentschiedenen davon zu überzeugen, dass
sie ihr über den Weg trauen können. Trump hingegen muss glaubhaft
machen, dass es kein Risiko ist, ihm die Codes für die US-Atomwaffen
anzuvertrauen. Seine rassistischen und sexistischen Ausfälle, die
zahlreichen persönlichen Beleidigungen und seine notorische
Bereitschaft, zu lügen, lassen viele US-Amerikaner daran zweifeln, ob
er den Charakter für das Präsidentenamt hat. Hillary Clinton wird
alles daran setzen, Dinge vorzubringen, die den eitlen Narzissten aus
der Reserve locken. Donald Trump seinerseits dürfte versuchen,
Clinton durch persönliche Attacken auf ihre Glaubwürdigkeit, ihre Ehe




und ihr Urteilsvermögen aus der Bahn zu werfen. Am Ende der ersten
von drei Fernsehdebatten zählt der persönliche Gesamteindruck mehr
als die Argumente - mögen sie auch noch so gut sein. Clinton und
Trump stehen vor derselben Aufgabe: Sie dürfen die Wähler nicht in
dem bestätigen, was diese jetzt schon über sie denken.



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Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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Datum: 25.09.2016 - 21:00 Uhr
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