(ots) - Die Schulen in Deutschland sind vielfach noch eine
digitale Diaspora. Sind sie "gut" ausgestattet, gibt es
Computerräume, Whiteboards, also interaktive und digitale Tafeln, und
einen Internetanschluss für alle. Sind sie schlecht ausgestattet,
fehlt es selbst daran oder das Equipment ist total veraltet.
Hierzulande wird immer darüber diskutiert, dass die soziale Herkunft
zu sehr den Bildungserfolg bestimmt. Das ist leider wahr. Wahr ist
aber auch, dass die technologische Rückständigkeit der Schulen
genauso Chancen und Perspektiven nimmt. Mit dem Smartphone "daddeln"
kann jeder. Aber es geht um mehr: Wer frühzeitig vertraut gemacht
wird mit den digitalen Möglichkeiten, mit dem, was heute Arbeit und
Leben bestimmt und verändert, der wird daraus zweifellos erhebliche
persönliche Vorteile für die eigene Entwicklung ziehen. Das muss
moderne Schule leisten. Denn auch das ist eine Frage der
Chancengleichheit. Deshalb ist das milliardenschwere
IT-Aufrüstungsprogramm, das Bundesbildungsministerin Wanka am
Mittwoch vorgestellt hat, so wichtig. Gleichwohl wird mit dem
Vorhaben sehr viel Veränderungsbereitschaft eingefordert. Von den
Kindern, für die sich die Art des Lernens weiter verändern wird. Sie
werden freilich die geringsten Probleme mit neuen Techniken haben.
Von den Eltern, die noch mehr Schwierigkeiten haben werden, technisch
mit ihrem Nachwuchs Schritt zu halten. Vor allem aber sind die Lehrer
gefordert - auch sie müssen mit Tablet und PC im Klassenzimmer neue
Wege des Unterrichtens einschlagen. Sich darauf einzulassen, benötigt
Wissen und Willen. Die Bereitschaft dazu muss man einfordern, so wie
von jedem anderen Beamten oder Angestellten auch. Wankas schönes
Vorhaben hat allerdings Haken. Wenn die Schulverwaltungen ihre
Prozesse nicht beschleunigen, ist die neue Technik schon wieder
veraltet, bevor sie installiert ist. Darüber hinaus nutzt die beste
IT-Ausstattung nichts, wenn die Schulgebäude marode sind, die
Toiletten übel stinken und die Klassengröße 30 oder mehr Schüler
beträgt. Die Digitalisierung muss in ein vernünftiges Lernumfeld
eingebettet werden. Das ist das Problem. Dafür fehlen Ländern und
Kommunen oft die Mittel. Deshalb ist der nächste Schritt, endlich das
Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich
abzuschaffen. An der Schulsanierung darf der Bund sich nicht
beteiligen, auch Wankas IT-Programm kann nur mit rechtlichen Tricks
umgesetzt werden. Jeder in der Politik weiß inzwischen, dass das
Kooperationsverbot einer der größten Bremsklötze bei der
Weiterentwicklung des Bildungssystems ist. Schon heute, beim Treffen
der Ministerpräsidenten mit dem Bundesfinanzminister zu den
Bund-Länder-Finanzen, könnte damit begonnen werden, diesen föderalen
Unsinn abzuräumen. Gut wär's.
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