(ots) - Das Ausmaß der Medikamentenversuche an
Heimkindern in den 1950er bis 1970er-Jahren könnte weit größer sein
als bislang vermutet. "Tausende Säuglinge und größere Kinder sind
Opfer dieser Tests geworden", sagte die Krefelder Pharmazeutin Sylvia
Wagner im Gespräch mit der in Düsseldorf erscheinenden "Westdeutschen
Zeitung" (Freitag-Ausgabe). Sie hat die Tests aufgedeckt, als sie für
ihre Doktorarbeit Archive und historische Fachzeitschriften
ausgewertet hat. "Es war bundesweit gängige Praxis, den
Minderjährigen Impfstoffe und Psychopharmaka zu verabreichen", so
Wagner. Sie hat bisher Belege für mehr als 50 Versuchsreihen
gefunden. Laut Wagner sollen die Medikamente in mindestens fünf
NRW-Einrichtungen getestet worden sein: In den von Bodelschwinghschen
Anstalten Bethel in Bielefeld, im Essener Kinderheim Franz Sales
Haus, in Düsseldorf im Kinderheim Neu-Düsseltal und in einem
Waisenhaus sowie in der Jugendpsychiatrie Viersen-Süchteln.
Auftraggeber für die Studien waren nach Wagners Recherchen meist
Pharmaunternehmen wie Merck, Janssen, Pfizer, Schering, Verla-Pharm
oder die Behringwerke. Aber auch das Gesundheitsamt habe 1957 eine
Studie in einem Säuglingsheim in Auftrag gegeben, in der die
Nebenwirkung des damaligen Pockenimpfstoffes untersucht werden
sollte.
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