(ots) - Wenn Borgward 55 Jahre nach dem Zusammenbruch des
Unternehmens wieder nach Bremen kommt, ist viel Emotion im Spiel.
Doch ist die sorgsam inszenierte "Rückkehr einer Legende" mehr als
ein Marketing-Gag eines chinesischen Konzerns, der sich von einer
exhumierten deutschen Automarke einen leichteren Zugang zum
europäischen Markt verspricht? Und steht Bremens Willkommensparty für
Borgward nicht in krassem Missverhältnis zur überschaubaren Zahl von
bis zu 100 Beschäftigten, die bald aus Asien gelieferte halbfertige
Fahrzeuge und Teilmodule zusammensetzen sollen? Zumal noch völlig
unklar ist, ob die neuen Modelle hierzulande genug Käufer finden
werden.
Was das neue Borgward in Angriff nimmt, ist ein Experiment - und
zwar ein hochspannendes. Jahrelang bauten deutsche Hersteller
Fertigung in China auf, um auf dem größten Automarkt der Welt
mitzumischen. Inzwischen hat die chinesische Autoindustrie so viel
Selbstbewusstsein und auch Kapital in der Hinterhand, dass man mit
Hilfe von deutscher Markenhistorie und deutschem Know-How einen
Vorstoß in Europa wagt. Das hat viel mit dem Wesen des Elektroautos
zu tun; seine Konstruktion ist vergleichsweise einfach, was die
Schwelle für den Markteintritt senkt, neue Formen der Produktion
ermöglicht. Diese Technologie hat das Zeug, die Autoindustrie sehr
gründlich auf den Kopf zu stellen.
Bremen hat die Chance, sich in der Elektromobilität zu einem
bedeutenden Schauplatz zu entwickeln. Auch der Platzhirsch Daimler
wird hier bald Elektroautos bauen, was weitere, spezialisierte
Zulieferer in die Region locken könnte. Wissenschaft und Forschung
auf höchstem Niveau sind ein weiteres Plus für den Standort. Was an
Borgward ab jetzt so interessiert, ist nicht mehr die legendäre
Vergangenheit dieses Herstellers an der Weser - sondern seine
Zukunft.
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