(ots) - Beim Landesparteitag der AfD
Mecklenburg-Vorpommern ringen der national-patriotische Flügel und
die gemäßigten Kräfte um die Macht. Recherchen des stern im
AfD-Kreisverband Schwerin-Mecklenburg zeigen nun, wie die dortigen
Vorsitzenden Thomas de Jesus Fernandes und Ulf Claassen um
Unterstützer warben: Anfang des Jahres setzten sie sich hartnäckig
für neue Mitglieder ein, die in Häusern des früheren Rechtsradikalen
Philip Steinbeck wohnten. Das zeigen E-Mails von Frauke Petry und aus
dem Vorstand des Kreisverbands sowie handschriftliche Notizen, die
dem stern vorliegen.
Dass der 52-jährige Philip Steinbeck Mitglied der AfD ist, wurde
im Juni bekannt. Steinbeck bewohnt ein Schloss bei Lübtheen im Süden
Mecklenburgs. Er stand 2011 auf einer Spendenwerbeliste der NPD und
nennt den Ex-NPD-Bundeschef Udo Pastörs "menschlich sympathisch".
Früher arbeitete er für die Landtagsfraktion der rechtsextremen
Partei "Deutsche Liga für Volk und Heimat" in Schleswig-Holstein. Aus
der E-Mail eines AfD-Kreisvorstands geht hervor, dass "acht Mieter
unseres Mitglieds Philip Steinbeck aus Lübtheen" aufgenommen werden
sollten. Allerdings sollten diese Mitglieder alle nur 2,50 Euro im
Monat bezahlen müssen.
Das machte den AfD-Bundesvorstand stutzig. Frauke Petry fragte den
damaligen Schatzmeister des Kreisverbands deshalb und für insgesamt
sogar "12 Fälle", ob er "die erforderliche Härtefallprüfung
durchgeführt" habe. Das war nicht geschehen. Der Vorstand um
Fernandes und Claassen legte trotzdem Widerspruch gegen das Veto des
Bundesvorstands ein.
Fernandes, der mit einer kleinen Firma insolvent ging und heute
für die AfD im Landtag sitzt, hatte auch für einen Teil der Bewerber
"gebürgt". So ist es auf einer ausgedruckten E-Mail handschriftlich
und mit Fernandes' Unterschrift notiert. Für was für Leute der
AfD-Mann bürgte, ist dem Papier ebenfalls zu entnehmen: "Alle
(Mitglieder) Bewerber kommen von Herrn Steinbeck, Philip, aus Groß
Lübtheen. Verbindung ehemals NPD Udo Pastörs".
Philip Steinbeck und seine Leute legten sich dann im vergangenen
Landtagswahlkampf mächtig für die AfD ins Zeug. Der
Vize-Kreisverbandschef Ulf Claassen, ein hochrangiger Polizist, der
im März wegen "gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen"
verurteilt wurde, richtete in einem internen Brief dem Schlossherrn
Steinbeck und seiner "Lübtheener Mannschaft" einen "besonderen Dank"
aus. Steinbeck bestätigte dem stern gegenüber seinen "Einsatz im
Wahlkampf".
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