(ots) - Es könnte zweifellos günstigere Zeitpunkte
geben, um mit der Türkei über die Freigabe des zyprischen Nordens zu
verhandeln. Zu angespannt ist das Verhältnis zwischen der EU und
Ankara, zu tief sind auch die Gräben zwischen den Zyprern auf
beiden Seiten. Dort gilt, was auch die deutsche Wiedervereinigung
prägte: Wer nach 1974 geboren wurde, kennt nur die politische
Realität einer geteilten Insel, mit Bildern und Vorurteilen über den
jeweils anderen Teil. Das alles zu überwinden, erfordert nicht nur
Geld, um Entschädigungen zu zahlen, sondern auch Zeit und die
Bereitschaft, die Chancen eines gemeinsamen Bundesstaates zu
ergreifen, für den man keine Schutzmacht mehr braucht. Doch ob die
Menschen bereit und in der Lage sind, ihre Geschichte zu überwinden?
Und zu vergeben? Das Konzept der EU bestand stets darin, Grenzen im
Inneren durch die Aufnahme in eine größere Gemeinschaft verblassen zu
lassen, bis sie so unbedeutend sind, dass man sie wegräumen kann.
Zypern ist auf dem Weg dahin. Aber es wird noch viele Visionen und
vor allem Mut erfordern, die Trennung endgültig der Vergangenheit
angehören zu lassen.
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