(ots) - Vielleicht hat sich Sigmar Gabriel am Freitag ein
bisschen wie Gerhard Schröder gefühlt. Im Jahr 1999 war der damalige
SPD-Kanzler von den Mitarbeitern des Baukonzerns Philipp Holzmann für
seinen persönlichen Einsatz zur Rettung des maroden Unternehmens
gefeiert worden. Auch die Beschäftigten der angeschlagenen
Supermarktkette Kaiser's Tengelmann dürften Gabriel jetzt dankbar
sein. Denn mit der Einigung von Edeka und Rewe über die Aufteilung
der Filialen des vormaligen Konkurrenten ist die Kuh in diesem Drama
wohl endgültig vom Eis. Immerhin 15 000 Mitarbeiter können aufatmen.
Und das kurz vor Weihnachten. Zweifellos eine schöne Bescherung und
eine gute Geschichte. Wer sich auf ihren Anfang besinnt, wird
allerdings erkennen, dass Gabriel dicht vor einem Debakel stand. Das
Bundeskartellamt hatte den Komplettverkauf an Edeka untersagt.
Gabriel überstimmte das Votum mit einer Ministererlaubnis, die dann
auf Betreiben Rewes juristisch zu Fall gebracht wurde. Kein Wunder,
dass sich die Fronten deshalb immer stärker verhärteten. Nun ist eine
Lösung gefunden worden, die man auch von Anfang an hätte haben
können. Für die Verbraucher jedenfalls wäre es weniger gut gewesen,
hätte Branchenprimus Edeka die Kaiser's-Tengelmann-Märkte vollständig
übernehmen können. Wo sich die ohnehin schon monopolartige Lage noch
weiter verschärft, kommt der Wettbewerb endgültig unter die Räder.
Preisschübe sind dann in aller Regel die Folge. Am Ende hat sich die
Vernunft durchgesetzt. Rewe dürfte seine Klage zurückziehen und
Gabriel endgültig grünes Licht geben. Damit ist der Deal auch sein
Triumph. Der Holzmann-Konzern ging übrigens trotz Schröders
Intervention zweieinhalb Jahre später pleite. Damals verloren 25 000
Menschen ihren Arbeitsplatz. Da sind die 15 000 Mitarbeiter von
Kaiser's Tengelmann besser dran. Sie haben eine Jobgarantie für
wenigstens fünf Jahre. In vielen anderen Branchen ist das heute alles
andere als selbstverständlich.
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