(ots) - 29 Prozent der Bundesbürger beurteilen die
gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland als weitgehend
ungerecht, 11 Prozent sogar als ganz und gar ungerecht. Nach einer
großen Forsa-Umfrage für das Hamburger Magazin stern findet mit 24
Prozent nur ein knappes Viertel aller Deutschen, dass es in der
Bundesrepublik alles in allem gerecht zugeht - darunter
überdurchschnittlich viele Anhänger der Union (38 Prozent) und der
Grünen (33 Prozent) oder Befragte mit Haushaltseinkommen von mehr als
3000 Euro (28 Prozent).
Für viele einzelne Ungerechtigkeiten machen die meisten Befragten
vor allem den Staat und seine Steuerpolitik verantwortlich. So halten
es zum Beispiel jeweils 72 Prozent der Bundesbürger für ungerecht,
dass für Zinsen und Kapitaleinkünfte ein niedrigerer Steuersatz als
für Lohn gilt oder der Staat Ehepaare stärker fördert als
Alleinerziehende. 84 Prozent empfinden es als ungerecht, dass private
Immobilienkäufer Grunderwerbssteuer zahlen müssen, Unternehmen das
aber umgehen können.
Auch die Verteilung der Einkommen im Land wird als weitgehend
ungerecht kritisiert. Fast alle Befragten, nämlich 96 Prozent, finden
es nicht gerecht, wenn Frauen bei gleicher Qualifikation weniger
verdienen als Männer. 90 Prozent monieren, dass Pflegekräfte
schlechter bezahlt werden als Servicetechniker, 84 Prozent, dass
Manager und Unternehmenschefs Gehälter von mehreren Millionen Euro
bekommen. Und dass Leiharbeiter in einem Betrieb weniger verdienen
als Festangestellte, beanstanden immerhin noch 80 Prozent. Eine
breite Mehrheit von 88 Prozent macht zudem als ungerecht aus, dass
Normalbürger die Mieten für Wohnungen in Großstädten kaum noch
bezahlen können. Und für 85 Prozent aller Befragten ist es nicht
gerecht, wenn Mütter im Durchschnitt weniger Rente bekommen als
kinderlose Frauen.
Ökonomen wie Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts
für Wirtschaftsforschung (DIW), sehen in der ungerechten Verteilung
des Wohlstandes in Deutschland eine der Hauptursachen für den
Populismus. Tatsächlich sieht keine andere Bevölkerungsgruppe so
große Defizite bei der Gerechtigkeit wie die Anhänger der AfD. 80
Prozent von ihnen finden, dass es in Deutschland weitgehend oder
sogar ganz und gar ungerecht zugeht.
Datenbasis: Das Forsa-Institut befragte am 1. und 2. November 2016
im Auftrag des Magazins stern 1007 repräsentativ ausgesuchte
Bundesbürger, die durch eine computergesteuerte Zufallsstichprobe
ermittelt wurden. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 3
Prozentpunkten.
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