(ots) - "In Anbetracht der großen Bauaufgaben, die vor uns
liegen, benötigt die Bauwirtschaft qualitativ hochwertige und sichere
Bauprodukte, die allen an das zukünftige Bauwerk gestellten
Anforderungen gerecht werden und insbesondere die Gesundheit und die
Umwelt nicht gefährden." Diese Forderung erhob der Präsident des
Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Dr.-Ing. Hans-Hartwig
Loewenstein, heute auf der BAU 2017 in München, anlässlich des
Kongresses "Baupolitik ist gefragt!" des Bundesministeriums für
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
Bislang waren die Bauprodukte in Deutschland entsprechend den
einschlägigen Anforderungen an Bauwerke genormt und darüber hinaus
bauaufsichtlich geregelt. Diese Regelungen drohen Geschichte zu
werden. Denn Bund und Länder beugen sich den Vorstellungen der
EU-Kommission, grundsätzlich alle nach europäischen Bauproduktnormen
produzierten Bauprodukte in Deutschland zur Vermarktung freizugeben.
Diese europäischen Bauproduktnormen enthalten jedoch weder die für
Statik, Schall-, Wärme- und Brandschutz notwendigen
Mindestanforderungen noch sehen sie die für den Gesundheits- und
Umweltschutz notwendigen Produktprüfungen vor.
Loewenstein forderte vor diesem Hintergrund die Bundesregierung
auf, sich gegenüber der EU-Kommission zur Wehr zu setzen. "Die
europäischen Bauproduktnormen müssen nachgebessert werden, bevor die
nationalen Bauproduktenstandards aufgegeben werden können. Dafür muss
sich die Bundesregierung stark machen."
Darüber hinaus ging Loewenstein in seiner Rede auf die
Herausforderungen für die Branche insbesondere im Wohnungsbau ein. Er
hinterfragte das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, bis 2050
den Gebäudebestand weitestgehend klimaneutral modernisiert zu haben,
kritisch; denn seine Umsetzung würde zwangsweise zu hohen Kosten für
Mieter und Eigentümer führen. "Da die letzten Prozentpunkte
CO2-Einsparung mit einer Vervielfachung der Kosten verbunden sind,
warnen wir vor überambitionierten Zielen, die dem globalen
Klimaschutz für sich allein nicht zum Durchbruch verhelfen können,
sehr wohl aber alle Bemühungen um bezahlbaren Wohnraum zunichte
machen."
Auch für den Wohnungsneubau sah Loewenstein Schwierigkeiten, die
angestrebten Ziele zu verwirklichen. Obwohl alle Experten und
Politiker sich einig sind, dass mind. 350.000 neue Wohnungen jährlich
gebaut werden müssen, werden auch in diesem Jahr höchstens 320.000
neue Wohnungen auf den Markt kommen, nach 290.000 im vergangenen
Jahr. "Es fehlen insbesondere Wohnungen für Menschen mit mittleren
und niedrigen Einkommen. Hier ist die Politik gefordert. Die Ursachen
für die in den vergangenen Jahren stetig gestiegenen
Wohnungsbaukosten haben wir in der Baukostensenkungskommission klar
und deutlich analysiert. Wir haben also kein Erkenntnisproblem, wohl
aber ein Umsetzungsproblem. Denn ein Gutteil der Kosten ist politisch
indiziert und kann daher auch nur politisch verändert werden." So der
ZDB-Präsident. "Auch hier ist die Bundesregierung aufgefordert, die
vereinbarten Maßnahmen endlich umzusetzen."
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