(ots) - Der »Honeymoon« für den neuen US-Präsidenten ist
vorüber, bevor er einen hatte. Das machten die Amerikaner am
Wochenende deutlich, als sie in Rekordzahl auf die Straßen gingen, um
gegen Donald Trump zu demonstrieren. Der dünnhäutige Trump nahm dies
nicht zum Anlass, auf die Sorgen der Mehrheit seiner Landsleute
einzugehen, die ihn nicht gewählt haben, sondern flüchtete sich in
eine Märchenwelt. Darin sah er sich als geliebten Führer, der von
historischen Massen gefeiert wird. Anschließend ließ er seinen neuen
Sprecher wie einen Bulldozer los. Sean Spicer attackierte bei seinem
ersten Auftritt im Briefing-Raum des Weißen Hauses die Journalisten
weil diese, statt Propaganda zu machen, Fakten berichteten.
Gewöhnlich bemühen sich Präsidenten nach der Amtsübernahme, Wunden
aus der Wahlschlacht zu heilen und das Gemeinsame zu suchen. Statt
die ohnehin geteilte Nation zusammenzubringen, entschied sich Trump
gleich am ersten Tag seiner Amtszeit, weiter zu spalten. Ronald
Reagan und George W. Bush waren in vielen Teilen der US-Bevölkerung
gewiss nicht beliebt. Aber niemand fürchtete sich vor diesen
Präsidenten. Das ist erstmals in der Geschichte der USA anders.
Millionen junger Latinos, die als Kinder in die USA kamen, haben
Angst, ausgewiesen zu werden. Muslime sorgen sich, wie Kriminelle in
einem Register erfasst zu werden. Frauen fürchten, sie könnten das
Sagen über ihren eigenen Körper verlieren. Die Liste ließe sich
fortsetzen. Nichts von alldem ist normal. Wie auch im Verhältnis
Trumps zum Rest der Welt die Brüche unverkennbar sind. Er betrachtet
die Nachkriegsordnung, die Amerika geschaffen hat, als schlechten
Deal und will sie überwinden. Die Nato nennt er überholt, die
Europäische Union versucht er zu spalten, Freihandelsabkommen will er
aufkündigen, und die UNO muss damit rechnen, den Geldhahn abgedreht
zu bekommen. Der 45. Präsident sucht nicht die Wertegemeinschaft mit
anderen Demokratien, sondern bewundert Autokraten. Das Konzept des
Westens bekommt Konkurrenz durch eine diffuse Russophilie, deren
Wurzeln mysteriös sind. Trump legte an diesem Wochenende einen
glatten Fehlstart hin, der sich gewiss aus der Enttäuschung über die
verregnete Amtseinführung erklären lässt. Die Herzen seiner
Landsleute wird er so nicht gewinnen. Im Gegenteil drohen die
Verwerfungen größer denn je zu werden. Klar verdient der neue Mann im
Weißen Haus auf internationaler Bühne eine Chance. Nur sollten sich
Deutschland und Europa keinen Illusionen hingeben. Die beste
Rückversicherung, Einfluss, Wohlstand und Sicherheit zu bewahren,
bringt ein Zusammenrücken der »alten« Welt. »Make Europe Great Again«
- macht Europa wieder großartig!
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