(ots) - Seit Donald Trump im Weißen Haus sitzt, gibt es
nicht wenige in Europa, die einen seit dem Ende der Ära George W.
Bushs unterdrückten Reflex wieder genüsslich ausleben: Seht an, wie
verrückt diese Amerikaner doch sind! Erst Muslimen die Einreise
verbieten wollen und dann eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen!
Nun gibt es keine Zweifel daran, dass beide Projekte Ausdruck einer
rückwärtsgewandten, antihumanistischen Politik sind. Doch Europa
sollte sich zurückhalten, als Tugendwächter eines vermeintlich
gemeinsamen Wertesystems aufzutreten. Laut der Mittestudie 2016
würden 41 Prozent der Befragten hierzulande die Zuwanderung von
Muslimen verbieten. Deutschland ist mit seiner Moral näher an der
argwöhnisch beäugten Trump-Nation, als es sich eingestehen will. Und
was dem US-Präsidenten seine Mauer zu Mexiko, ist der EU ihr Deal mit
dem Despoten Erdogan, die Schließung der Fluchtroute über den Balkan
und jetzt ganz neu der Plan, über das Mittelmeer fliehende Menschen
direkt nach Nordafrika zurückzuschicken. Union und SPD schätzen sich
wohl glücklich, dass zum Leiden südlich von Europa ein Abstand von
4,3 Millionen Kubikkilometer Wasser besteht. Für die Existenz des
Mittelmeers kann selbst SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann nichts,
wohl aber für seine Behauptung, mehr Abschottung entziehe Schleusern
die Grundlage. Die finden immer tödlichere Routen. Egal ob ihnen eine
Mauer oder das Meer im Wege stehen.
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