(ots) - Hunderttausende Menschen, die nicht für ihre
eigenen Interessen, sondern für die Aufnahme von Flüchtlingen
demonstrieren - wo hat man so etwas schon gesehen? Es sind
unglaubliche Bilder, die uns aus Barcelona erreichten. Bilder von
einer Wucht der Mitmenschlichkeit, wie man sie bisher nicht erlebt
hat. Ganz egal, ob es 160000 Demonstranten waren, wie die Polizei
mitteilte, oder bis zu einer halben Million, wie die Organisatoren
erklärten: Der riesige Protestmarsch in der katalanischen Metropole
zeigt, dass es sehr viele Menschen gibt, denen das Schicksal der
Flüchtlinge nicht egal ist, die sie nicht als Last, Bedrohung oder
politische Verhandlungsmasse betrachten. Barcelona liegt an der Küste
des Mittelmeers; an jenem Meer, in dem allein 2016 nach jüngsten
Schätzungen etwa 5000 Menschen beim Versuch ertranken, in Europa eine
sichere Existenz zu finden. Zahlreiche europäische Regierungen
verschließen die Augen davor; manche investieren lieber in
martialische Grenzsperren als in Flüchtlingsunterkünfte. Jeder ist
sich selbst der Nächste - die Moral ist, was den Umgang mit
Flüchtlingen betrifft, in weiten Teilen Europas längst auf den Hund
gekommen. Auch die spanische Regierung erfüllt ihre Zusagen zur
Aufnahme von Asylbewerbern bei weitem nicht. Dagegen wehrt sich nun
ein Aufstand der Anständigen, organisiert von unten. Der
Massenprotest von Barcelona sollte Politiker in Madrid, Brüssel,
Warschau, Budapest, Berlin und anderswo beschämen.
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