(ots) - Was kann die Wirtschaft vom Konsumenten
erwarten? Dass er informiert ist? Heute mehr denn je.
Qualitätsbewusstsein? Sicher. Fairness? Nicht von allen. Treue?
Sicherlich nicht. Schon gar nicht in der Bekleidungsbranche.
Mode lebt vom Wandel. Marken kommen und Marken gehen. Es braucht
schon viele vertrauensbildende Maßnahmen, damit sich Kunden binden -
Frauen noch schwerer als Männer. In der Regel fällt die Entscheidung
jedes Mal im Laden oder neuerdings im Internet. Schlechtes Wetter?
Falsches Licht? Verkäuferfehlverhalten? Selbst wenn alles stimmt,
kann immer noch der Preis daneben liegen oder das Kleidungsstück ist
nicht in der richtigen Größe verfügbar. Umso größer ist der Gewinn,
wenn es einem Unternehmen gelingt, trotz allem eine Marke zu
etablieren. Der Vorstand der Gerry Weber AG tut darum gut daran, die
Stammmarke trotz Umsatzrückgangs behutsam zu modernisieren. Es nützt
nichts, neue Kundinnen zu gewinnen, wenn die »alten« davon laufen.
Vor allem aber ist es richtig, den Marken Raum zu geben, damit sie
sich eigenständig entwickeln. Gerry Weber bekommt es von der neu
erworbenen Marke Hallhuber vorgeführt, dass sich Kollektionen immer
noch von der allgemeinen Konjunktur absetzen können. In der
Vergangenheit machte dies die Marke Gerry Weber regelmäßig selbst
vor. Schwieriger zu handhaben als das Auf und Ab der Mode und der
Modemarken sind die Herausforderungen, denen die Branche insgesamt
ausgesetzt ist. Die wenigsten kaufen Anzug, Rock, Hose, Hemd oder
Bluse, weil der Schrank leer wäre. Um Umsätze zu generieren, muss die
Branche Begehrlichkeit wecken. Die Kundin (der Kunde) muss erkennen,
dass die neue Kleidung sie (ihn) attraktiver macht. Oder auch, dass
sie besser schützt, zum Beispiel vor Regen oder Kälte.
Die Art, wie einzelne Discounter - allen voran Primark - die Ware
unters junge Volk werfen, sorgt vielleicht für einen kurzen Hype.
Insgesamt aber verstärken T-Shirts, die unbenutzt oder einmal
angezogen im Abfall landen, eine Haltung, nach der Bekleidung nichts
wert ist.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erfragt regelmäßig die
Konsumneigung der Deutschen. Automobil und Tourismus stehen
normalerweise oben auf der Wunschliste. Immobilien sind als Schutz
gegen Verluste durch Inflation und Niedrigzins wichtiger geworden.
Das Smartphone ist der Aufsteiger des vergangenen Jahrzehnts. Aber
auch Möbel haben Boden gut gemacht. Und selbst für Lebensmittel sind
die Deutschen bereit, wieder mehr Geld auszugeben. Dass die Kurve
ausgerechnet bei Kleidung nach unten zeigt, ist für die Branche ein
Problem - und damit auch für die Region OWL, wo nach wie vor viele
starke Anbieter zu Hause sind. Mode muss wieder in Mode kommen. Die
Zukunft der Branche entscheidet sich auf dem Catwalk.
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Andreas Kolesch
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