(ots) - Weltweit sind die Mindestlöhne im vergangenen Jahr
gestiegen. In der EU gab es den höchsten Reallohnzuwachs seit dem
Jahr 2000. Das ist im Mindestlohnbericht 2017 zu lesen, den die
Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag vorstellte. Doch vielerorten reicht
der Mindestlohn kaum zum Mindesten. In Deutschland können
Beschäftigte in einem Mindestlohnjob über die Runden kommen - so
lange, bis sie sich in die Altersarmut hinüberretten. Und das im Land
mit dem weltweit höchsten Exportüberschuss. Ein bisschen Technik: Der
Medianlohn beschreibt die Lohnhöhe, die von der einen Hälfte der
Beschäftigten überschritten und von der anderen Hälfte unterschritten
wird. Der Durchschnittslohn das Mittel aller gezahlten Löhne. Beide
zusammen ergeben den Kaitz-Index, der den Wert des Mindestlohnes
gemessen an seiner Stellung im Lohngefüge eines Staates beschreibt.
Den internationalen Spitzenplatz nimmt mit einem Wert von 70 Prozent
die Türkei ein. Die rote Laterne tragen die USA mit 36 Prozent,
Deutschland liegt mit 48 Prozent nur im Mittelfeld. Der Autor des
Mindestlohnreports, Thorsten Schulten, hat Recht, wenn er eine
EU-Mindestlohnpolitik fordert, die einen Kaitz-Wert von 60 Prozent
zum Ziel hat. Das ist zwar noch immer kein Edelentgelt, wäre aber
eine wichtige Verbesserung. Denn ein hoher Indexwert bedeutet
insgesamt geringere Lohnunterschiede und sinkende Ungerechtigkeit auf
vielen Ebenen - nicht zuletzt, was die Aufhebung der strukturellen
Benachteiligung von Frauen in den Arbeitsmärkten angeht.
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