(ots) - Vielleicht hat sich die Führung der Grünen ja an
Nena erinnert. Die Pop-Ikone der Neuen Deutschen Welle sang einst:
"Liebe wird aus Mut gemacht". Beim grünen Wahlprogrammentwurf lautet
die Ãœberschrift "Zukunft wird aus Mut gemacht". Und auch der
Song-Titel, aus dem die Liedzeile stammt, ist ganz passend:
"Irgendwie, irgendwo, irgendwann". Schließlich fühlt man sich bei den
Grünen tatsächlich irgendwie im Ungefähren. Wer ihnen bei der
Bundestagswahl die Stimme gibt, weiß nicht, ob er mit einer
unionsdominierten oder SPD-geführten Koalition aufwacht. Dabei hatte
die Partei doch eigentlich schon Kurs auf ein schwarz-grünes Bündnis
genommen. Anders konnte die Wahl von Katrin Göring-Eckardt und Cem
Özdemir zum Spitzenduo kaum gedeutet werden. Doch mit der
Wiedererweckung der Sozialdemokraten durch Martin Schulz hat sich die
strategische Lage fundamental verändert. Der absehbare Zweikampf
zwischen den großen Parteien droht, die Grünen klein zu machen. In
dieser Situation ist es zweifellos richtig, den Umweltschutz als
zentrales Thema ins Wahlprogramm zu schreiben. Denn Ökologie kann die
Partei in der Tat am besten. Der Traum vor allem im Realo-Flügel,
irgendwie einmal selbst Volkspartei zu werden, ist damit freilich auf
lange Zeit ausgeträumt. Die Grünen müssen sich auf ihre Stammklientel
besinnen, um im Zweifel nicht auch noch unter die Fünf-Prozent-Hürde
zu rutschen. Dafür hat der Programmentwurf ohne Zweifel sein Gutes.
Die Frage wird allerdings sein, ob das umfängliche Papier im Zuge der
innerparteilichen Diskussion noch einen stärkeren Linksdrall erfährt
als jetzt. Denn damit würden die Grünen nicht nur ihre beiden
Spitzenkandidaten düpieren, sondern sich auch politisch einmauern,
falls am Ende womöglich doch ein Bündnis mit der Union in Betracht
käme. Irgendwie hätte es dann wieder nicht mit einer grünen
Regierungsbeteiligung geklappt.
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