(ots) - Dramatische Wochen waren es, vor knapp zehn Jahren
- als die Finanzkrise weltweit Banken beben ließ und viele Staaten zu
milliardenschweren Rettungsaktionen zwang. Prominentestes Opfer in
Deutschland war der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) mit
seinem als "Gier-Banker" beschimpften Vorstandschef Georg Funke,
gegen den jetzt in München der Strafprozess eröffnet wurde. Dass so
viel Zeit vergangen ist seit der Zwangsverstaatlichung des Instituts,
zeigt, wie verzwickt der Fall ist; und um wie viel es geht. Mit
Garantien über mehr als 100 Milliarden Euro haftete der Steuerzahler
damals für die Misere der Bank, die Beseitigung der Altlasten könnte
Jahrzehnte dauern. Für Funkes Anwalt war am Montag vor Gericht alles
ziemlich einfach: Peer Steinbrück sei Schuld gewesen, weil er als
Finanzminister im Herbst 2007 vorschnell von einer "geordneten
Abwicklung" der HRE gesprochen habe. Funke sieht sich als Opfer eines
Komplotts, bei dem auch der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef
Ackermann eine Rolle gespielt haben soll. Man mag solche
Verschwörungstheorien finden, wie man will; im Prozess gegen Funke
und den mitangeklagten ehemaligen Finanzchef Markus Fell geht es
darum eigentlich gar nicht. Sondern um die Frage, ob die beiden die
Bilanzen gefälscht haben. Das aufzuarbeiten stellt die Richter vor
eine knifflige Aufgabe. Völlig unklar ist, was dem früheren
Management nachzuweisen sein wird. Aber dieser Prozess sollte auch
nicht Anlass sein für Häme gegen einen, der als Symbolfigur
stellvertretend hinhalten musste für das Versagen einer ganzen
Branche. Stattdessen sollte er in Erinnerung rufen, welch enormen
volkswirtschaftlichen Schaden waghalsige Geschäfte und die Jagd nach
Fantasierenditen damals verursacht haben. Und dass es bedenklich ist,
wenn der neue US-Präsident die Institute nun wieder von der Leine
lässt und die Bankenregulierung zurückdreht. Gier-Banker wird es
immer geben. Dagegen helfen nur klare Verkehrsregeln für die
internationale Finanzbranche.
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