(ots) - Der Ökonom Andrew Watt gibt in Sachen Brexit für
die EU Entwarnung. Das Ausscheiden Großbritanniens sei ein
"Warnschuss, der im übrigen Europa gehört wurde", sagte der
Abteilungsleiter des Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen
Hans-Böckler-Stiftung der in Berlin erscheinenden Tageszeitung
"neues deutschland" (Mittwochausgabe).
"Rechtspopulisten wie Nigel Farage von der britischen UKIP oder
Geert Wilders in den Niederlanden rieben sich schon die Hände, da sie
nun die Chance sahen, die EU zu zerlegen", führte Watt weiter aus.
Doch es habe sich relativ schnell gezeigt, dass dies nicht der Fall
sei. Stattdessen sei ihm zufolge die Gefahr eines Auseinanderbrechens
Europas im Sommer 2015 größer gewesen, als der Rauswurf Griechenlands
aus der Eurozone im Raum stand. "Damals ging es um eine gemeinsame
Währung", so Watt.
Auch die Folgen des Brexits für die Finanzwelt hält Watt für
überschaubar: "Diese Verwerfungen werden sich vermutlich weitgehend
auf die britischen Märkte selbst beschränken." Die großen Banken und
Hedgefonds würden abwarten, was für ein Abkommen zwischen
Großbritannien und der EU herauskommt und dann nüchtern entscheiden,
ob sie in London bleiben oder etwa nach Paris oder Frankfurt am Main
ziehen. Auch hier sieht Watt mehr Gefahrenpotenzial in der noch immer
nicht ganz ausgestandenen Eurokrise.
Auf sein Geburtsland Großbritannien sieht der Forscher "eine
langsame, aber nichtsdestotrotz schwere Abschwächung seiner
Wirtschaft" zukommen. "Am Ende könnte es sein, dass Großbritannien
nur noch einfaches Mitglied der Welthandelsorganisation - ist ähnlich
wie Papua-Neuguinea oder irgendein anderes Land auch - ohne Anbindung
an eine Freihandelszone oder jegliche Handelsverträge", sagte Watt.
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