(ots) - Tierpfleger im Zoo Hannover schlagen
Elefantenjungtiere, um sie zu Kunststücken zu bewegen. Der Redaktion
von "Report Mainz" liegen heimlich gedrehte Aufnahmen der
Tierrechtsorganisation Peta e. V. vor. Im Herbst 2016 hatten die
Tierschützer mehrere Kameras in der Elefantenanlage des Zoos Hannover
installiert und dabei dokumentiert, wie unterschiedliche Pfleger
Jungtiere mit einem sogenannten Elefantenhaken schlagen. Ein Pfleger
reißt ein Jungtier am Hals nach oben, der Elefant schreit deutlich
hörbar auf. Ein anderer schlägt einem kleinen Elefanten mit Wucht auf
den Kopf. In einer Szene ist zu sehen, dass ein Jungtier flüchten
möchte. Daraufhin kommen zwei weitere Pfleger und drohen mit dem
Elefantenhaken. Die Tiere werden durch Schläge und Gewaltandrohungen
dazu gebracht, sich im Kreis zu drehen, sich auf das Hinterteil zu
setzen oder "Männchen" zu machen.
Die US-amerikanische Elefantenexpertin Carol Buckley hat nach
eigener Aussage mehrere Stunden des Bildmaterials begutachtet und
eine Stellungnahme dazu verfasst. Darin heißt es: "Ein Versagen
seitens der Elefanten führt zu sofortiger Bestrafung, körperlichem
Schmerz, Schikane, Einschüchterung und emotionalem Stress. Die
Elefanten leben unter ständiger Bedrohung." Sie kommt zu dem Fazit:
"Die Elefanten im Zoo Hannover leiden unter erlernter Hilflosigkeit
und leben in täglicher Angst."
Auch die hessische Tierschutzbeauftragte, Dr. Madeleine Martin,
kritisiert diese Art der Elefantendressur scharf: "In einem Zoo würde
ich so etwas überhaupt nicht vermuten, mit dem Anspruch, den der Zoo
stellt. Der Elefantenhaken wird doch sehr regelmäßig eingesetzt und
auch deutlich eingesetzt. Es macht mich traurig."
"Report Mainz" hat den zoologischen Leiter, Klaus Brunsing, sowie
den Geschäftsleiter des Hannoveraner Zoos, Andreas Casdorff, mit den
Aufnahmen aus den Gehegen konfrontiert. Nach deren Aussage könne man
kein Schlagen der Tiere erkennen, diese würden lediglich durch den
Haken geführt. Die Dressur habe einen bestimmten Zweck: "Die Übungen
müssen sie regelmäßig machen, weil sie die Tiere trainieren müssen,
damit sie im medizinischen Fall auch reagieren", sagt Geschäftsleiter
Casdorff.
Hintergrund: Die Elefanten im Zoo Hannover werden nach der
sogenannten "Direct-Contact-Methode" gehalten. Der Direktor des
Frankfurter Zoos und ein Nachfolger von Bernhard Grzimek, Professor
Manfred Niekisch, hält die "Direct-Contact-Methode" für nicht mehr
zeitgemäß. Der Tierpfleger steht dabei in unmittelbarem Kontakt zu
den Elefanten und ist in deren Herde integriert. Im Interview mit
"Report Mainz" sagt Direktor Niekisch: "Schläge und Ketten sind Dinge
aus der Vergangenheit, wo der Mensch dachte, er müsse ein Tier
beherrschen. Wir wissen heute, dass es sehr viel schöner ist für das
Tier und auch für die Besucher, wenn sich die Tiere so verhalten, wie
sie es auch in natürlicher Weise tun."
Dem gegenüber steht der sogenannte "Protected Contact", dabei ist
der Pfleger stets durch Gitter von den Elefanten getrennt. Die Tiere
werden bei dieser Haltungsform mit Belohnungen dazu motiviert, an
medizinischen Untersuchungen, wie beispielsweise der Fußpflege,
mitzuwirken. In den vergangenen Jahren haben sehr viele deutsche
Zoos, wie zum Beispiel Köln, Erfurt, Heidelberg oder Münster, ihre
Elefantenanlagen umgebaut und auf die "Protected Contact-Methode"
umgestellt.
Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei.
Weitere Informationen auf reportmainz.de.
Pressekontakt: "Report Mainz", Tel. 06131/929-33351.
Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell