(ots) - Wie die aktuelle
Human-Capital-Trend-Studie von Deloitte zeigt, bewerten fast zwei
Drittel der deutschen Firmen die Arbeitnehmerfreizügigkeit als
maßgeblich. Somit gehört aus ihrer Sicht die freie Wahl des Arbeits-
und Wohnortes innerhalb der EU zu den grundlegenden Elementen
wirtschaftlichen Erfolgs. Der Brexit bedeutet hier eine Gefahr:
Deutsche Firmen verdienen fast jeden zehnten Euro auf der Insel und
DAX-Firmen beschäftigen immerhin 200.000 Arbeitnehmer in England.*
Die konkreten Auswirkungen des Brexit kann die Hälfte der
HR-Abteilungen noch nicht absehen. Aber auch die Folgen der
Digitalisierung stehen auf der Agenda. Dazu gehören der gezielte
Aufbau einer flexiblen und dynamischen Organisation, eine neue
Führungskultur sowie lebenslange Lern- und Karrierekonzepte, die
nicht mehr unbedingt linear verlaufen. Auch der sogenannte digitale
Arbeitsplatz spielt eine wichtige Rolle. Jedoch fehlen vielerorts
noch die Daten in erforderlicher Menge und Qualität, um diesen
Ansprüchen wirklich gerecht werden zu können. Dabei sind solche
Maßnahmen gefragt, da die durchschnittliche Verweildauer in einem
Unternehmen nur noch bei 4,5 Jahren liegt.
"Der Brexit ist auch für HR-Abteilungen Anlass für Spekulationen,
vieles muss erst die weitere Entwicklung zeigen. Sicher ist aber,
dass mögliche Rückschritte in der Arbeitnehmerfreizügigkeit die
Arbeit deutscher Unternehmen beeinflussen - einige sollten sich
bereits jetzt auf die neue rechtliche Situation vorbereiten, z.B. bei
Arbeitnehmerentsendungen", erklärt Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff,
Partner und Leiter Human Capital Advisory bei Deloitte.
Kaum Vorbereitungen auf Auswirkungen des Brexit
62 Prozent der Firmen in Deutschland schätzen die
Arbeitnehmerfreizügigkeit als wichtig bis sehr wichtig ein. Da diese
durch den Brexit stark eingeschränkt zu werden droht, müssen
Unternehmen reagieren. Bislang hat jedoch nur eine von zehn Firmen
bereits Maßnahmen geplant. 38 Prozent der Befragten können allerdings
auch noch nicht abschätzen, was konkret auf sie zukommt. Lediglich 3
Prozent können sich positive Konsequenzen vorstellen, ein knappes
Viertel sieht keine Folgen für das eigene Unternehmen. Wird die
Freizügigkeit tatsächlich massiv eingeschränkt, sehen Unternehmen
zwei Möglichkeiten: entweder ihre Mitarbeiter in Großbritannien zu
rekrutieren oder Niederlassungen zu schließen.
HR im Wandel
Der Brexit hat unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeit von
HR-Abteilungen - aber auch andere Megatrends verlangen eine
längerfristige Vorbereitung und Anpassung. Hierzu gehören vor allem
eine völlig neue Organisationsformen, andere Leadership-Modelle und
nicht zuletzt auch vom Gewohnten abweichende Berufs- und
Karriereentwicklungen. Für 90 Prozent der Befragten ist die
veränderte Organisation für ein zukunftsfähiges Unternehmen wichtig.
Agilität und Anpassungsfähigkeit gewinnen in der HR-Abteilung an
Bedeutung. Hierarchische Strukturen werden stärker zugunsten
eigenverantwortlicher Teams abgebaut und neue Führungsmodelle sind
gefragt. Zurzeit halten sich aber gerade einmal 14 Prozent der
Unternehmen für fähig, diesen Ansprüchen ansatzweise zu genügen.
Durchschnittliche Verweildauer im Unternehmen sinkt
Die Wünsche der Arbeitnehmer sind für HR-Abteilungen wichtig, wenn
sie diese an sich binden und dem aktuellen Trend entgegenwirken
wollen: Weltweit bleiben Mitarbeiter durchschnittlich nur noch 4,5
Jahre bei einem Arbeitgeber. Die Mehrheit der Deutschen (54%) geht
sogar davon aus, dass sich diese Verweildauer noch verkürzt. Deshalb
sind Unternehmen gefordert, möglichst flexible Karrieremodelle
anzubieten. Derzeit sehen sich zwei Drittel der Befragten aber noch
unzureichend auf das Thema vorbereitet.
"Digitale Führung" im Teammodus
Das Thema Führung findet sich ganz oben auf der Prioritätenliste
von HR-Abteilungen. Eine zeitgemäße "digitale Führung" betrifft
weniger Einzelpersonen als vielmehr die gemeinschaftliche
Teamleistung. Der interdisziplinäre Ansatz wird dabei von einer
Risikotoleranz sowie einer kontinuierlichen Lern- und
Optimierungskultur ergänzt. Hier sind über zwei Drittel der
Unternehmen gegenwärtig noch nicht gut aufgestellt. Ähnlich ist das
Bild bei der Datenlage, die für eine erfolgreiche digitale
Transformation notwendig ist. Bislang hat die Hälfte der
Studienteilnehmer kaum Lösungen gefunden,
Echtzeit-Leistungsinformationen in Gestalt von Analysen, Reports oder
Dashboards zur Verfügung zu stellen.
"Gerade in Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung ist
lebenslanges Lernen relevanter denn je. Einmal erworbenes Wissen
reicht heute für maximal fünf Jahre, bevor es erweitert und ergänzt
werden muss. Das gilt für bestehende Mitarbeiter und für die
Talentgewinnung. Deshalb sollten Unternehmen entsprechende Angebote
entwickeln, die zum wichtigen Wettbewerbsfaktor werden können",
resümiert Bohdal-Spiegelhoff.
Die komplette Human-Capital-Trend-Studie finden Sie unter
http://ots.de/JhGQu zum Download.
*Die Deloitte-Analyse "Die Vernetzung deutscher Sektoren mit dem
Vereinigten Königreich" aus der Studienreihe Brexit Briefings finden
Sie unter http://ots.de/SpoAt.
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