(ots) - Zumindest haben jene Herrschaften, die bei
Borussia Dortmund die Anzüge tragen und nicht die Trikots, am
Dienstagabend keinen der Öffentlichkeit erkennbaren Einspruch
eingelegt gegen die umgehende Neuansetzung der
Champions-League-Partie gegen den AS Monaco. Es scheint schon intern
darauf verzichtet worden zu sein, auf die Mannschaft zuzugehen und
sie intensiv zu fragen, wie es ihr überhaupt damit geht, keine 24
Stunden nach dem Attentat Fußball spielen zu sollen.
Eine ernsthafte Debatte unter Abwägung aller Alternativen kann
schon deswegen nicht geführt worden sein, weil der Nachholtermin im
Schnellschussverfahren bekanntgegeben wurde. Thomas Tuchel hat das
für eine Basta-Anordnung gehalten. Nun machen ein paar Schwarze Peter
die Runde. Zugewiesen und zurückgeschoben. Die komplette Tragweite
der Attacke - in diesem Fall: wie absolut furchtbar es hätte enden
können - erschloss sich dabei erst mit Verzögerung. Das ist wie bei
schweren Stürzen: Wie verdammt weh das tut, merkt man erst später.
Zeit gibt sich der Fußball nicht. Am liebsten verfährt er nach dem
Kahn-Prinzip: Weiter, immer weiter. Die Spieler kennen den Deal, und
niemand kam zu Trainer Tuchel, um seine Nicht-Nominierung zu
erwirken.
Zu 100 Prozent sicher ist es auch nicht, dass das BVB-Team
zusammen ein anderes Spieldatum verlangt hätte, wäre es denn in die
Entscheidung einbezogen worden. Vielleicht hätte sich auch ein von
der Gemeinschaft getragener und vor allem der Spontanität
geschuldeter Sofort-wieder-ran-ist-das Beste-Beschluss ergeben - um
dann erst einen Tag darauf auf dem Platz zu erkennen, wie die Lähmung
im Kopf die Beine erreicht.
Die Thesen zum Termin sind ohnehin vielfältig - je nachdem, wer
gerade gehört wird. Die Verbände wollen ihren auf Kante genähten
Kalender unter Ausblendung jedes Mitgefühls durchpeitschen, die
Sicherheitsleute denken dies, die Psychologen das. Terrorexperten und
Traumafachleute müssen involviert sein.
Für dieses Mal ist es zu spät für Einfühlsamkeit, die Partie hat
stattgefunden. 2:3, am Mittwoch folgt Teil zwei. Dass der angeknockte
BVB auch sonst einen äußerst schweren Stand hätte in diesem Duell mit
den flotten Monegassen, ist nicht mehr als ein Postscriptum.
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