(ots) - Als Parteigründer Bernd Lucke im Sommer 2015 auf dem
Essener Parteitag in einer überaus aggressiven Atmosphäre abgewählt
wurde, hatten ihn seine eigenen Sünden eingeholt: Obwohl das
AfD-Hauptthema ursprünglich der Euro war, scheute der
Wirtschaftsprofessor nicht davor zurück, am rechten Rand um Stimmen
zu werben und Tabubrüche einzusetzen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Die damit losgetretene rechte Welle spülte ihn selbst davon. Auch die
Kontrarevolution frisst ihre Kinder. Und nun wird Frauke Petry das
nächste Opfer dieser Dynamik? So möchte sie es wohl gerne
wahrgenommen wissen. Aber an dieser Darstellung wäre alles falsch.
Die heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der AfD haben so gut wie
keinen inhaltlichen Hintergrund. Dass sich Frau Petry als Vertreterin
eines realpolitischen Flügels gegen Rechtsaußen-Fundis inszenieren
will, ist lächerlich. Auch sie hat skrupellos mit
völkisch-nationalistischem Vokabular provoziert und wollte dann, wenn
über die Medien die erhofften Empörungsreaktionen gekommen waren,
alles nicht so gemeint haben. Im internen Streit geht es
ausschließlich um die Macht und um persönliche Abneigungen. Und der
angekündigte Verzicht auf die Spitzenkandidatur ist auch kein
Abschied. Sie hat lediglich für etwas mehr Chaos vor dem Parteitag in
Köln gesorgt. Da hat es offenbar Absprachen ihrer Gegner gegeben, um
sie auszubremsen. Nun gibt sie vor, Sachfragen von Personalfragen
trennen zu wollen: ein taktischer Schachzug, kein Rückzug. Um es klar
zu sagen: Eine konservative Partei rechts von einer in die Mitte
gerückten CDU ist legitim, doch ihr Spitzenpersonal agiert abstoßend.
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