(ots) - Jedes Mal, wenn sich Erdogan mit Putin trifft, sind
in Brüssel und Washington Heulen und Zähneklappern angesagt - und in
Berlin. Erst vorige Woche sorgte sich Außenminister Gabriel beim
EU-Gipfel in Malta, bei Abbruch der Beitrittsverhandlungen bestehe
die Gefahr, dass die Türkei »in Richtung Russland geschoben wird«.
Ein verräterischer Ausspruch. Auf seinen Kern entblättert bedeutet
er, man möge doch das Klagelied um Erdogans Geringschätzung
westlicher Wertestandards - Menschenrechte hin oder her - nicht zu
laut anstimmen. Gabriel musste gar nicht aussprechen, dass er meint,
die Türkei für Wichtigeres zu brauchen: als Torwächter für die EU
gegen Flüchtlingsströme, als Vorposten der NATO in Nahost. Er wurde
verstanden. Die weitere russisch-türkische Annäherung wird das wohl
nicht bremsen. Westeuropa selbst ist es, das sie befördert, solange
es, im amerikanischen Fahrwasser schwimmend, Moskau die kalte
Schulter zeigt. Warum aber der scheele Blick nach Sotschi? Verdiente
es aber nicht sogar im friedensdienlichen Sinne Förderung, auch durch
Deutschland, wenn zwei bedeutende Staaten der Region vorwiegend
ersprießliche und nicht feindselige Beziehungen zueinander pflegten?
Und: Würden sich Ankara und Moskau über Syrien einig, Iran mit im
Boot - das Haupthindernis für ein Kriegsende wäre beseitigt. Aber das
scheint die Gipfelbeobachter im Schmollwinkel weniger umzutreiben.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
Original-Content von: neues deutschland, übermittelt durch news aktuell