(ots) - Es zeugt nicht gerade von politischer Weitsicht
der Union, wenn sie den Sozialdemokraten nun ein populäres Thema für
den Wahlkampf überlässt. Über Monate wurde in der Großen Koalition um
ein Rückkehrrecht von Teilzeitbeschäftigten in Vollzeitarbeit
gerungen. Vorrangig geht es um weibliche Arbeitnehmer. Umfragen
zufolge stecken mindestens 750 000 Frauen in der Teilzeitfalle. Sie
würden gern wieder länger arbeiten, doch viele Betriebe argumentieren
mit mangelnder Planungssicherheit. Merkwürdig nur, dass das
gesetzlich verankerte Recht auf Teilzeit seit Jahr und Tag gut
funktioniert. Offenbar auch in kleineren Unternehmen. Denn diese
Bestimmung greift ab einer Belegschaft von 15 Mitarbeiten. Warum
sollte das nicht auch umgekehrt gehen - zurück zu mehr Vollzeit?
Wirklich überzeugende Einwände sucht man jedenfalls vergebens. Auch
die Union wollte ja ursprünglich mitmachen. Das Rückkehrrecht ist
Bestandteil des Koalitionsvertrages. Zwar nur in allgemeiner Form,
aber immerhin. Nun hat man es sich anders überlegt, wohl vor allem,
um der Wirtschaft einen Gefallen zu tun. Doch das ist letztlich ein
Trugschluss. Wer den Fachkräftemangel beklagt, der kann nicht die
Augen vor ungenutzten Potenzialen verschließen. Gerade Frauen sind
häufig sehr gut qualifiziert. Natürlich geht es hier immer um
individuelle Lösungen. Viele Betriebe haben darauf auch längst
flexibel reagiert. Aber bei vielen anderen hilft offenbar nur noch
gesetzlicher Druck. Die SPD wird nun im Wahlkampf den Finger in die
Wunde legen. Das ist ihr nicht zu verdenken. Mit einem faulen
Kompromiss, der Millionen Teilzeitbeschäftigte in kleineren Betrieben
außen vor lässt, hätte sich die Partei keinen Gefallen getan. Besser
kein Gesetz als ein praktisch wirkungsloses. So betrachtet kann es in
der nächsten Wahlperiode eigentlich nur besser werden.
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