(ots) - Nun also Manchester. Alle wussten es. Irgendwann
würde es wieder passieren - und es ist passiert. Erneut Tote und
Verletzte, erneut nach einem Anschlag, erneut in einer europäischen
Metropole beim Konzert, erneut war der Täter der Polizei offenbar
bekannt. Erneut, erneut, erneut...
Dennoch ist manches nicht so wie bei vielen Anschlägen zuvor. Die
Tat übertrifft in ihren grausamen Details noch zusätzlich das, was
wir von vielen Anschlägen leider kennen. Noch schlimmer und
skrupelloser hat der Terror zugeschlagen und ausgerechnet Kinder und
Jugendliche getroffen. Der Attentäter hat sich das Verletztlichste
und Schutzwürdigste ausgesucht, das es gibt. Das ist das Perfide
dieser Tat.
Der Sprengsatz soll mit Metallteilen bestückt worden sein, um eine
verheerende Wirkung unter den meist minderjährigen Besuchern zu
verursachen. Offenbar zwei Detonationen haben ebenso dazu geführt,
dass es so viele Opfer gab. Vermutlich sollten noch weitaus mehr
junge Menschen sterben.
Der Anschlag galt nicht nur dem freiheitlichen Leben nach unseren
europäischen Wertvorstellungen im Allgemeinen, sondern hatte auch wie
so oft einen religiösen Hintergrund. Er richtete sich gegen
Konzertbesucher, die der Islamische Staat nach seinem Verständnis
automatisch als Ungläubige bezeichnet. Die Botschaft, die von
Manchester ausgehen soll, ist bekannt: »Nehmt nicht an
Veranstaltungen teil. Lebt Euer Leben anders. Lebt es so, wie wir es
wollen.« Aber diese Botschaft war falsch, ist falsch und wird immer
falsch bleiben.
Denkt man sich in die von Wahn dominierten Gedanken der
Terrormiliz und den Krieg mit der westlichen Welt hinein, so lässt
sich erahnen, dass die Opfer aus Sicht des IS nur Stellvertreter sind
für das gesamte Vereinigte Königreich. Großbritannien ist es, was der
IS in seiner Gesamtheit treffen will, nachdem es zuletzt stärker denn
je zu den Ländern gehört, die sich aktiv an der Anti-IS-Koalition
mittels Luftschlägen, Spezialeinheiten und Bodentruppen beteiligen.
So richtig der Kampf gegen den IS in dieser Form auch sein mag: Der
Anschlag ist die bittere Folge. Was ist die Lehre aus der Tat von
Manchester? Zunächst einmal ist es menschlich absolut verständlich,
wenn Eltern noch sensibler werden. Wenn sie sich noch mehr Gedanken
machen, ob ihre Kinder an Konzerten, dem Kirchentag in Berlin oder
anderen Großveranstaltungen teilnehmen dürfen. Die Sorge von Eltern,
ihr Unbehagen, lässt sich nicht auf Knopfdruck abstellen. Jeder muss
da seinen Weg finden. Richtig bleibt: Es ist nach wie vor
wahrscheinlicher, dass Kindern auf dem Weg zur Schule, beim Spielen
oder durch eine Krankheit etwas zustößt. Die Lehre für die Politik
sollte es sein, für mehr Sicherheit zu sorgen und nicht nur nach
Terroranschlägen davon zu sprechen. Sicherheit ist heutzutage zurecht
eines der wichtigsten Anliegen der Menschen, nicht nur wegen der
Gefahr von Terroranschlägen. Besucher von Großveranstaltungen müssen
besser geschützt werden, ähnlich wie es bei Fußballspielen oder bei
Flugreisen der Fall ist. Menschen auf öffentlichen Plätzen wie an
U-Bahnen müssen besser geschützt werden. Wenn es in manchen
Bundesländern schon daran scheitert, dass Kameraüberwachung auf
öffentlichen Plätzen nicht möglich ist und somit Täter nicht gefasst
werden können, wir aber gleichzeitig mehr Sicherheit wollen, passt
etwas nicht im Staate.
Es fängt schon damit an, wie Ermittlungsbehörden miteinander
arbeiten. Der Fall Amri hat gezeigt, wie es nicht funktioniert. Dass
wir enormen Nachholbedarf beim Thema Sicherheit haben, zeigen auch
die aktuellen Vorfälle in der Bundeswehr, in der Rechtsextreme ihr
Unwesen treiben.
Die Tat in Manchester ist bei Twitter angekündigt worden. Der
mutmaßliche Täter soll der Polizei bekannt gewesen sein. Wie es dem
Attentäter gelingen konnte, mit einer Strengstoffvorrichtung die
Sicherheitskontrollen an der Konzerthalle zu überwinden, ist eine
weitere offene Frage. Es gibt viel zu tun, und es muss noch mehr
getan werden. National und international.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell