(ots) - Rund 120000 Menschen beim Abschlussgottesdienst,
106000 Dauerteilnehmer in Berlin. Die Veranstalter des Deutschen
Evangelischen Kirchentags können zufrieden sein. Im Jahr des
Reformationsjubiläums haben Deutschlands Protestanten gezeigt, dass
sie sich für politische Diskussionen interessieren. Nicht zuletzt das
Gespräch von Barack Obama mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die
Massen angezogen. Aber ob das dazu führt, dass sich unter
Deutschlands Evangelischen eine "Generation 2017" herausbildet, wie
es der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, am
Sonntag vorschlug? Bei Lichte betrachtet können die Protestanten
eigentlich nur froh darüber sein, dass der frühere US-Präsident bei
ihrem Treffen zu Gast war. Denn eine nennenswerte eigene
Themensetzung ist dem Kirchentag im Jahr des Reformationsjubiläums
nicht gelungen. Wie üblich gab es den großen Gemischtwarenladen - vom
Klimawandel zu den Frauenrechten, von Martin Luther bis zur AfD. Und
natürlich spukten auch immer die gut lutherischen Begriffe "Freiheit"
und "Verantwortung" durch die Berliner Messehallen. Und erst Sonntag
versuchte der afrikanische Bischof Thabo Makgoba Luther zum Vater
demokratischer Freiheiten hochzustilisieren. Ganz ehrlich: Wird man
sich wirklich an mehr als an einen Festgottesdienst bei tropischer
Hitze zurückerinnern, wenn man in zehn Jahren über den Kirchentag in
Berlin und Wittenberg spricht? Ausgewertet werden muss in jedem Fall
das Fiasko der "Kirchentage auf dem Weg". Gemessen daran, dass diese
Veranstaltungen in acht Städten Mitteldeutschlands mit einem
erheblichen Etat aus öffentlichen wie kirchlichen Mitteln
ausgestattet waren, waren die Teilnehmerzahlen dort schlicht zu
gering. Es ist klare Aufgabe der im Herbst in Bonn tagenden
EKD-Synode, zu überprüfen, warum dort nicht rechtzeitig die Notbremse
gezogen wurde. Und es bleibt zu hoffen, dass wegfallende
Teilnehmerbeiträge nicht dazu führen, dass an dieser Stelle noch
kräftig Geld nachgeschossen werden muss.
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