(ots) - Im Syrien-Konflikt gibt es nach Ansicht des
Nahost-Experten Michael Lüders mehrere Verlierer. Dazu zählt er neben
Saudi-Arabien und der Türkei auch den kleinen Golfstaat Katar, der
nun in eine internationale Isolierung zu geraten droht. Der
Bürgerkrieg in Syrien sei zu einem Stellvertreterkrieg mutiert, der
"erst einmal zu Ungunsten der USA und des Westens entschieden" sei,
sagte Lüders in einem Interview für die Tageszeitung "neues
deutschland" (Mittwochausgabe). "Das wurde sinnfällig mit der
Rückeroberung Ost-Aleppos im Dezember vorigen Jahres."
Die jüngst beschlossene Verlängerung der Sanktionen des Westens
gegen Syrien, unter denen in erster Linie die Zivilbevölkerung leide,
sei fragwürdige Symbolpolitik, "denn im Grunde genommen dürften alle
Beteiligten mittlerweile begriffen haben, dass das Regime von Baschar
al-Assad militärisch nicht zu stürzen ist". Den Preis für die
kurzsichtige Geopolitik der USA habe aber auch Europa, "allen voran
die Deutschen", zu bezahlen. Die Terrorgefahr nehme tendenziell zu
und die Flüchtlingsbewegung sei derart nicht zu stoppen, im
Gegenteil. Lüders fordert von europäischen Politikern, ihren
Opportunismus gegenüber Washington aufzugeben und "über die
Grundlagen einer sinnhaltigen Politik gegenüber außerwestlichen
Kulturen zu diskutieren".
Die Empfehlung des Politik- und Wirtschaftsberaters, der jüngst
das Buch »Die den Sturm ernten. Wie der Westen Syrien ins Chaos
stürzte« veröffentlichte, lautet: "Unbedingt erforderlich ist, dass
Washington, Moskau und auch Peking einen Dialog auf Augenhöhe suchen
und führen, Interessensphären absprechen und sich gegenseitig zu
respektieren lernen. So lange eine Konfliktpartei glaubt, die jeweils
andere militärisch, politisch oder wie auch immer über den Tisch
ziehen zu können, und sei es durch die Bewaffnung Dritter, so lange
bleibt die Welt ein gefährlicher Ort."
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
Original-Content von: neues deutschland, übermittelt durch news aktuell