(ots) - Der Bestsellerautor Yuval Harari beklagt in der
aktuellen Ausgabe von ZEIT WISSEN die Rückwärtsgewandtheit der
aktuellen Politik. "Es gibt viele Gründe, sich Sorgen zu machen", so
der israelische Professor, der in Jerusalem lehrt. "Ein politisches
System, das keine sinnvollen Visionen mehr hervorbringt, ist kaputt."
Dafür müsse man sich nur die Politik Trumps und Putins anschauen.
"Die einzigen Menschen, die vorwärtsschauen, sind Leute wie Elon
Musk, Mark Zuckerberg und die Silicon-Valley-Gurus", sagt Harari. Aus
diesem Grund sei es Zeit für neue Regierungsformen: "Unsere einzige
Chance, die globalen Probleme des 21. Jahrhunderts anzugehen, liegt
in einer globalen Politik." Die nationale Identität, wie es sie
bisher gebe, sei "Gehirnwäsche von Geburt an" und das Konstrukt der
Nation nicht natürlich.
Eine weitere Schwierigkeit unserer modernen Gesellschaft sei die
zunehmende Komplexität - niemand verstehe heute mehr, was in der Welt
vor sich geht: "Im Moment geht die Entscheidungsgewalt auf die
Algorithmen über, weil Menschen mit den Datenmengen überfordert
sind", so Harari. Den Homo sapiens werde es in 200 Jahren nicht mehr
geben, Menschen seien dabei, mit Computern zu verschmelzen. "Menschen
sind sehr schlaue Tiere, aber sie neigen dazu, schreckliche Fehler zu
machen. Wir sollten nie die menschliche Dummheit unterschätzen."
Yuval Harari ist Professor für Geschichtswissenschaft an der
Hebrew University of Jerusalem. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er
mit seinem Bestseller "Sapiens" bekannt, empfohlen von Barack Obama.
2017 ist sein Buch "Homo Deus" erschienen.
Die aktuelle Ausgabe von ZEIT WISSEN erscheint mit dem Titelthema
"Soll ich mich einmischen? Privatleben, Beruf, Gesellschaft: Wie man
die richtige Balance findet zwischen Rückzug und Engagement"
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